Roman Polanski:Das Opfer setzt sich für ihn ein

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Der inhaftierte Filmregisseur Roman Polanski hat juristischen Beistand von der Frau erhalten, mit der er vor 32 Jahren illegal Sex hatte. Der Grund: Samantha Geimer will endlich Ruhe.

Die Anklage gegen Starregisseur Roman Polanski soll nach den Wünschen seines Vergewaltigungsopfer fallen gelassen werden. Wie die Los Angeles Times berichtete, hat die jetzt 46 Jahre alte Amerikanerin Samantha Geimer einen entsprechenden Antrag bei einem Berufungsgericht in Los Angeles eingereicht.

Roman Polanski: Der US-Haftbefehl gegen ihn besteht seit 1978. (Foto: Foto: dpa)

Die unaufhörliche Publicity seit der Festnahme des Regisseurs in der Schweiz würde ihr Familienleben, ihre Arbeit und ihre Gesundheit belasten, macht die auf Hawaii lebende Frau geltend.

In den letzten Wochen seien fast 500 Anrufe von Reportern aus aller Welt bei ihnen eingegangen, erklärt Geimers Anwalt Lawrence Silver in Gerichtsunterlagen. Fotografen würden ihr Haus belagern und ihre Kinder ansprechen. "Lasst sie in Ruhe", bittet Silver. "Das Opfer wird wieder zum Opfer", heißt es in dem Antrag. Der Wirbel um ihre Person wirke sich auch auf Geimers Berufsleben aus. Es bestehe die "reale Gefahr", dass sie bei einem Fortgang des Polanski-Verfahrens ihren Arbeitsplatz verliere.

Polanski hatte die damals 13-Jährige 1977 im Haus seines Freundes Jack Nicholson betrunken gemacht und vergewaltigt. Gerichtsunterlagen zufolge hatte sich Polanski 1993 bereiterklärt, seinem Vergewaltigungsopfer mindestens 500.000 Dollar Schadenersatz zu zahlen. Ob er die Vereinbarung eingehalten hat, ist nicht bekannt. Gerichtsdokumenten zufolge versuchte Geimer 1996 noch, das Geld einzutreiben.

Ein Jahr später zog sie die Klage zurück und bat den Richter schriftlich, Polanski die Einreise in die USA zu erlauben und das Strafverfahren gegen ihn einzustellen.

Polanski hatte in dem US-Verfahren 1978 die Vergewaltigung des Mädchens zugegeben. Für das Geständnis handelten seine Anwälte damals eine milde Strafe aus. Als es Anzeichen gab, dass der Richter sich nicht an die Absprache halten wollte, war Polanski aus den USA geflohen und nie mehr dorthin zurückgekehrt. Selbst seinen Oscar für den Film "Der Pianist" nahm er 2003 nicht persönlich entgegen.

Der Regisseur muss bei einer Auslieferung in die USA offenbar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen. Dies geht aus dem formellen Auslieferungsgesuch an die Schweiz hervor. Bisher war von bis zu 50 Jahren Gefängnis die Rede. Polanski bekämpft die Auslieferung aber laut seinem Anwalt weiter.

© dpa/AFP/AP/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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