Restaurantschließung in Italien:Tirami zu

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Tiramisu - wer hat's erfunden? Eine italienische Familie, die nun ihr Restaurant schließen muss. (Foto: msbombka / iStockphoto)

Eine Welt ohne espressogetränkte Biscotti, umgeben von Mascarpone-Creme, überpudert mit einer Schicht Kakaopulver? Kaum vorstellbar. Den Erfindern des Tiramisus gilt der Dank sämtlicher Dessert-Fans - dennoch muss ihr Restaurant jetzt schließen.

Die Wirtschaftskrise ist ein hässliches Monstrum, das Existenzen vernichtet, ganze Staaten in den Ruin stürzt und das Leben kalt und traurig macht. Jetzt fällt ihr auch noch das Restaurant zum Opfer, das der Welt ihr vielleicht bestes Dessert geschenkt hat: das Tiramisu.

1939 wurde das Restaurant Le Beccherie im italienischen Städtchen Treviso, ein paar Kilometer nördlich von Venedig, eröffnet. In den Sechzigerjahren servierten die Inhaber Alba und Ado Campeol zum ersten Mal ihre Komposition aus espressogetränkten Biscotti, Mascarpone, Ei, Zucker, Masala und Kakaopulver. 1970 wurde das gemeinsam mit Koch Roberto Linguanotto kreierte Schichtdessert im Le Beccherie erstmals unter dem Namen "Tiramisu" verkauft.

So zumindest will es die Legende - denn um die Anerkennung als regionale Traditionssüßspeise wird noch gekämpft. "Die Regionen Venetien und Treviso werden offiziell einen Antrag einreichen, damit das Tiramisu als garantierte traditionelle Spezialität anerkannt und dementsprechend geschützt wird", sagte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, kürzlich laut der Zeitung La Repubblica.

Carlo Campeol, Eigentümer des Le Beccherie, und Sohn der Tiramisu-Erfinder Alba und Ado, muss sein Restaurant am 30. März schließen. "Nichts ist für immer", zitiert ihn La Tribuna de Treviso auf ihrer Internetseite. Um den Fortbestand des Tiramisus selbst muss man sich dagegen keine Sorgen machen. Die Kalorienbombe hat sich in der Liste der beliebtesten Desserts längst irgendwo zwischen Mousse au Chocolat und Panna Cotta eingereiht und dürfte in sämtlichen italienischen Restaurants dieser Welt auf der Karte stehen - ganz zu schweigen von den zahlreichen Abendeinladungen, bei denen Privatmenschen mehr oder weniger gekonnte Variationen von Erdbeer- bis Eierlikörtiramisu anbieten.

Das ist kein Frevel, sondern ein gewaltiger Trost, denn gerade in Zeiten der Krise sollte man sich bisweilen ein Stück Tiramisu gönnen. Schon wegen des Namens, der übersetzt "zieh mich hoch" bedeutet.

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