Prozessbeginn in Darmstadt:Mann sprengt Fahrkartenautomaten im Wert von 790 000 Euro

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Auch am Bahnhof in Kirch-Göns bei Gießen sprengte der Mann einen Fahrkartenautomaten. (Foto: dpa)

31 000 Euro Beute, 790 000 Euro Sachschaden: Ein Mann hat 35 Fahrkartenautomaten auf deutschen Bahnhöfen gesprengt. Dabei flogen kiloschwere Geräteteile bis zu 15 Meter weit. "Es war Verzweiflung", sagt der Angeklagte.

Gaskartusche, Brennspiritus, Gasschlauch, Schraubenzieher und 800 Euro in Münzen hat der Mann im Gepäck, als er am 14. August 2013 aus dem Regionalexpress 4175 am Frankfurter Hauptbahnhof steigt. Wenig später nimmt die Polizei ihn fest. Kurz zuvor war im etwa 70 Kilometer entfernten Lollar ein Fahrkartenautomat bei der Explosion mittels eines Gasgemisches in die Luft geflogen - ebenso wie den Tag zuvor in direkter Nähe zu einem Gefängnis in Diez.

Der heute 33-jährige Mann muss sich nun vor dem Landgericht Darmstadt verantworten. Als Grund für die Tat nennt er seine Geldnot: "Es war Verzweiflung. Hartz IV war gesperrt, ich hatte kein Essen mehr und war mit der Miete im Rückstand", sagte der früherer Fremdenlegionär aus Gera vor Gericht. "Da kam ich auf die Idee mit den Fahrkartenautomaten." Der 33-Jährige gab an, sich bewusst eher ruhigere Ziele ausgesucht zu haben - auch, um niemanden zu gefährden.

Vorgeworfen wird ihm die Sprengung von Fahrkartenautomaten in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen und Bayern - in 35 Fällen. Der Mann soll während seiner Taten etwa 31 000 Euro erbeutet sowie Sachschaden in Höhe von 790 000 Euro verursacht haben.

Zwischen März und August 2013 hatte der Mann immer wieder gefährliche Sprengungen frühmorgens, nachts, aber auch am helllichten Tag durchgeführt, wobei 60 Kilogramm schwere Automatentüren und andere massive Teile der Geräte bis zu 15 Meter weit durch die Luft geschleudert wurden.

Der Mann hatte sich sein Wissen über Sprengstoffe der Anklage zufolge aus dem Internet angeeignet, außerdem hatte er einige Kenntnisse aus einem angefangenen Chemie-Studium. Doch seine Aktionen klappten nicht immer: So mussten mehrmals Bahnsteige gesperrt werden, um nicht explodiertes Gemisch aus den Geräten zu entfernen.

Besonders für Aufsehen sorgte die Sprengung eines Automaten am Bahnhof Diez-Ost, der in Sichtweite zur JVA und 1,4 Kilometer von einer Polizeiwache entfernt liegt. Übrig blieb von dieser Aktion nur der Sockel des 30 000 Euro teuren Automaten - das völlig zerstörte Gerät selbst lag in zwei Metern Entfernung. 1200 Euro erbeutete der Mann bei dieser Tat.

Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage vorgesehen. Im Fall einer Verurteilung droht dem Mann eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.

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