Promis:Ganz großes Kino

Lesezeit: 2 min

Inszenierung als große Filmdiva: In der Homestory der Los Angeles Times ist Veronica Ferres "seit 30 Jahren in Europa ein Star". SZ-Grafik, Quelle: LA Times (Foto: SZ-Grafik/LA Times)

Veronica Ferres wird in Deutschland bisweilen belächelt. Gut, dass sie ein Haus in Hollywood hat, wo ihr die US-Medien endlich die Anerkennung geben, die sie verdient: als die europäische Filmdiva schlechthin.

Von Laura Hertreiter

Man kann hier durchaus von einem journalistischen Coup sprechen: Die Grande Dame des deutschen Fernsehens öffnet ihre privaten Gemächer und äußert sich zu den illustren Kreisen, die dort, mitten in Hollywood, ein- und ausgehen. Und die Deutschen schauen gar nicht hin. Klar, die sind ja bekannt dafür, ihren Helden keinen Erfolg zu gönnen. Boris Becker zum Beispiel, Jürgen Klinsmann, Heidi Klum - hierzulande belächelt, in den USA große Nummern. Und jetzt also auch: Veronica Ferres.

Von der Bild-Zeitung kassierte die 51-jährige Schauspielerin im Februar eine hämische Schlagzeile dafür, dass sie Selbstporträts im knappen Zimmermädchenkostüm postete: "Wischi Waschi nur für Maschi?" In den USA aber, wo sie mit ihrem Ehemann Carsten Maschmeyer und den beiden Kindern einen Zweitwohnsitz hat, nimmt man sie ernst: Die Los Angeles Times widmete ihr eine glamouröse Homestory. Veronica Ferres sei " seit mehr als 30 Jahren in Europa ein Star", heißt es in dem Artikel. Der Star, der vor 25 Jahren mit einer Rolle in Helmut Dietls Film "Schtonk!" in Deutschland weltberühmt wurde, drapiert sich für die Bilder auf Polstermöbeln; Klamotte und Lippenstift farblich auf Sofakissen und Topfblumen abgestimmt. Auf einer Skala von eins bis Marlene Dietrich: ganz weit vorn. Es geht um Stil, Eleganz, um Pomp, Privates. Gute zwei Wochen ist das jetzt her, aber die Deutschen? Ignorieren den großen Auftritt bis heute. Und wissen gar nicht, was ihnen da entgeht.

Die Villa mit fünf Schlafzimmern habe Ferres bezogen, weil der Verkehr in Malibu, " unerträglich wurde", heißt es. Aber im neuen Wohnzimmer " fühlt man sich sofort großartig", sagt sie . "Wir haben eine große Wand aus grauem Marmor mit einem Kamin in der Mitte. Das ist selbst ein Kunstwerk, aber da hängen auch unglaubliche Werke von David LaChapelle und Gerhard Richter." Liebstes Möbelstück? "Der Riva-Tisch mit zwölf Plätzen ist toll. Er stammt aus Neuseeland und ist aus einem Baum gemacht, der Tausende Jahre im Matsch stand. Er hat eine unfassbare Geschichte."

Große Kunst, großes Design, großes Geschichtsbewusstsein, unfassbar. Und die Deutschen? Üben sich immer nur in Spott statt Stolz, auch in Zeitungen wie dieser. Etwa, als die Ferres sich vor Jahren für einen Fernsehfilm auf die Rolle einer Polizeiseelsorgerin vorbereitete, mit Perücke auf der Zuschauerbank eines Landgerichts, und wegen Handyfotos aus dem Saal flog. Süß.

In der US-Residenz ist Ferres dagegen zu einer Art Großem Gatsby von Beverly Hills avanciert. "Werner lebt auch in den Hollywood Hills, und wegen meiner europäischen Kochkünste liebt er es, vorbeizukommen. Adrien Brody und Paul Haggis auch." Adrien Brody ist Schauspieler, Paul Haggis Drehbuchautor, und mit "Werner" ist vermutlich der Regisseur Werner Herzog gemeint, für den sie 2016 für den Thriller "Salt and Fire" vor der Kamera stand.

Schließlich sagt Ferres noch, zwischen lila Orchideen sitzend, wie man sie aus deutschen Friseursalons kennt, ihre Blumen seien stets "elegant - ein Ausdruck meines speziellen Stils". Großes Kino, das alles. Veronica Ferres ist angekommen in Hollywood. Und die Deutschen? Ahnungslos, alle miteinander.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: