Poststelle im Deutschen Bundestag:780.000 Euro unterschlagen - drei Jahre Haft für Beamten

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Eine Dreiviertel Million erbeuteten sich ein Postbote und sein Komplize: Fünf Jahre stockten die Mitarbeiter des Deutschen Bundestages ihr Gehalt mithilfe eines Tricks auf. Sogar Prüfern des Bundesrechnungshofs fiel nichts auf.

Ein Postbeamter des Deutschen Bundestages verdiente seiner Meinung nach zu wenig Geld. Daher überwies sich der 43-Jährige fünf Jahre lang das Dreifache seines Monatsgehaltes. Mit erfundenen Nachnahmesendungen erbeutete er 780.000 Euro. Das Berliner Landgericht hat ihn jetzt zu drei Jahren Haft verurteilt. Ein mitangeklagter Postbote bekam eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren.

Mit seinem Trick hatte sich der inzwischen vom Dienst suspendierte Beamte von März 2007 bis Januar 2012 insgesamt etwa 400.000 Euro auf sein privates Konto überwiesen. Das Geld habe er für seinen Lebensunterhalt, Foto-Workshops auf Ferieninseln und einen privaten Sporttrainer benötigt, behauptete er vor Gericht.

Alles hatte damit begonnen, dass der Oberamtsmeister Nachnahmepakete an sich selbst geschickt hatte - gefüllt mit leeren Flaschen oder Papier. Der Postbote überführte ihn und bot sich als Komplize an. "Das können wir besser machen", hatte der für den Bundestag zuständige Zusteller gesagt und die Masche mit den lediglich fingierten Sendungen vorgeschlagen. Über das Zahlungssystem, das ohne Bargeld funktioniert, floss das Geld fortan auf die Konten der beiden.

Betriebsblindheit und mangelnde Kontrolle

Die Belege für die erfundenen Pakete hatte der Oberamtsmeister selbst ausgefüllt. Der Chef habe alles unterschrieben, sagte der Beamte. Selbst eine Kassenprüfung durch den Bundesrechnungshof kam unbeanstandet zurück. Der Schwindel flog erst auf, als eine neue Vorgesetzte misstrauisch wurde.

"Es ist schwer zu begreifen, mit welchem Selbstverständnis alles so lange laufen konnte", sagte der Richter. Der Beamte habe die Haltung entwickelt, dass die öffentliche Kasse die Machenschaften verkraften könne. Eine gewisse Betriebsblindheit und mangelnde Kontrolle im Arbeitsumfeld hätten es dem Beamten jedoch leicht gemacht. 300.000 Euro - und damit einen Großteil der erbeuteten Summe - hat der Beamte mittlerweile zurückgegeben.

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