Polizeiuniformen in Deutschland:Grüne Insel

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Polizeieskorte für belgisches Königspaar in München, 2011. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Deutschlands Polizisten tragen neuerdings Blau, auch wenn es bei den Blautönen durchaus Unterschiede gibt. Nur ein Bundesland bleibt noch standhaft.

Von Susanne Höll

Hätte Otto Schily, der frühere Bundesinnenminister, nicht so ein Faible für Italien, würden die Polizisten in Deutschland womöglich immer noch in ihren beige-grünen Uniformen herumlaufen. Bei seinen Reisen vornehmlich in die Toskana stellte der Ästhet Schily immer wieder fest, dass die Carabinieri in blauem Dress deutlich schmucker wirkten als die deutschen Beamten. Blau muss her, befand Schily, im Bund und in den Ländern. In letzteren hatte er nichts zu sagen. Aber einem Schily ist so etwas egal. Gut zehn Jahre später darf er seinen Wunsch als erfüllt ansehen - fast jedenfalls.

Auch im Saarland, neben Bayern letzte Grün-Bastion der Bundesrepublik, werden die Freunde und Helfer umgekleidet. Die Polizisten dort werden in ein paar Jahren das gleiche blaue Outfit tragen wie die Kollegen in Rheinland-Pfalz und in Hessen. Die drei Länder haben sich zusammengetan, eine einheitliche Uniform entwickelt, die sie an diesem Montag vorstellen wollen. Ein solches Gemeinschaftsprojekt ist im föderalen Deutschland, wo die Ländern nur allzu oft auf ihrer Eigenständigkeit pochen, keine Selbstverständlichkeit. Auch bei Uniformen nicht. Das eine Land will runde Mützen, das andere eckige, mal ist das Blau der Kleidung dunkler, mal ist es heller. Jedes Land entscheidet dies nach seinem Gusto - jedenfalls, so lange es sich das leisten kann.

Und diese Zeiten gehen langsam zu Ende. Etliche Länder müssen sparen, das Saarland besonders. Deshalb machen sie gemeinsame Sache. Künftig wird nur noch ein Land die als aufwendig beschriebene Beschaffung der Dienstkleidung organisieren. Davon verspricht man sich eine "nachhaltige Entlastung "der landeseigenen Vergabe- und Beschaffungsorganisationen. Aufträge für Polizeiuniformen müssen europaweit ausgeschrieben werden. Denkbar, dass die Hersteller auch die Preise senken, wenn in größeren Mengen geordert wird.

Embleme zum Anpappen

Die Standard-Uniform für die Beamten in den drei Ländern stammt aus Rheinland-Pfalz, mit Ausnahme der weißen Stirnmütze. Die ist angeblich leichter und luftdurchlässiger als andere Modelle und stammt aus Hessen, so wie auch die sogenannte repräsentative Uniform für den Bürodienst, leicht tailliert geschnitten und angeblich recht schick. Gelöst ist das Problem der Ärmelkennzeichen, an denen sich ablesen lässt, aus welchem Land ein Beamter stammt. Die wurden bislang angenäht. Jetzt gibt es Klettverschlüsse, die Embleme pappt man einfach drauf.

Das Saarland steuert keine Uniformteile bei, wie auch. Die Polizisten tragen dort noch Beige-Grün. In den vergangenen Jahren musste die Regierung Dienstkleidung aus Restbeständen anderer Bundesländer kaufen, weil die Hersteller die alten Farben kaum noch anbieten. Die Resterampe ist nun so gut wie leer. Die Kooperation war für die saarländische Innenministerin Monika Bachmann (CDU) da ein Ausweg aus der Not: "Was hätte ich sonst machen sollen? Einen Schneider einstellen? Einer hätte sowieso nicht gereicht."

Bleibt Bayern als die letzte grüne Insel im blauen deutschen Polizistenmeer. Der Freistaat sucht gerade neue Uniformen, Funktionstests sind geplant. Und er will 2015 über Modelle und Farbwahl entscheiden. Grün, so heißt es in München, sei noch nicht vom Tisch.

© SZ vom 24.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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