Nordrhein-Westfalen:Ein Toter bei Feuer im Chemiepark Marl

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Bei einem Chemieunfall in Marl ist ein Arbeiter ums Leben gekommen, mindestens zwei weitere Menschen wurden verletzt. In einer Anlage zur Herstellung des Kohlenwasserstoffs Butadien hatte es eine riesige Stichflamme gegeben. Der Tote konnte inzwischen geborgen werden - die Polizei sucht jetzt nach der Brandursache.

Schock nach einer dramatischen Rettungsaktion: Sechs Stunden nach dem Brand im Chemiepark in Marl muss Anlagenchef Klaus-Dieter Juszak die traurige Gewissheit verkünden. Der Kampf um das Leben eines letzten noch in der Anlage vermissten Arbeiters war vergebens.

Rauchendes Gebäude im Marler Chemiepark: Unfall in einer Anlage zur Verarbeitung von CDT. (Foto: dapd)

Erst Stunden nach dem Ausbruch des Brands konnte sich der Notarzt kurz zu dem bereits vor Stunden gesichteten Mann vorkämpfen. Der Mediziner stellte nur noch den Tod des Verunglückten fest. Wie die Polizei am Sonntagmorgen mitteilte, konnte der Leichnam mittlerweile geborgen werden. Dies war zuvor wegen der großen Hitze am Unglücksort nicht möglich gewesen. Eine riesige Wasserfontäne über dem Unglücksort sollte für Kühlung sorgen. Retter hatten die Zufahrten zum Unglücksort weiträumig abgesperrt.

Bei dem Feuer im Chemiepark Marl im nördlichen Ruhrgebiet wurden mindestens zwei weitere Menschen verletzt. Am frühen Nachmittag hatten Anwohner nach einem lauten Knall eine große Rauchwolke aufsteigen sehen. Laut der Betreiberfirma gab es in der Chemieanlage entgegen ersten Angaben von Polizei und Feuerwehr keine Explosion, sondern nur einen Brand. 10 bis 15 Menschen hätten zum Unfallzeitpunkt an der Anlage gearbeitet.

Bei dem Toten handele sich um einen Mitarbeiter, teilte der Betreiber des Chemieparks, Infracor, am Samstagabend mit. Zuvor war die Rede von einem "bewegungslos in der Anlage" liegenden Opfer gewesen.

Nach Polizeiangaben erlitt zudem ein Mitarbeiter schwere Verbrennungen, ein Feuerwehrmann zog sich leichte Verletzungen zu.

Fünf Löschzüge mit rund 100 Feuerwehrleuten waren nach Polizeiangaben im Einsatz. "Die Lage ist im Griff", erklärte ein Sprecher der Feuerwehr.

Um 13:30 Uhr hatte sich der Unfall auf dem Gelände der Firma Evonik in einer Anlage zur Herstellung von Butadien ereignet - einem Kohlenwasserstoff, der zur Herstellung diverser Kunststoffe benötigt wird. Dabei sei eine 100 Meter hohe Stichflamme enstanden.

Polizei sucht nach der Brandursache

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist auch Stunden später nicht klar. Die Polizei hat eine Ermittlungskommission eingerichtet, um die Ursache für den Brand zu klären. Am Sonntagmorgen lagen den Angaben zufolge aber noch keine Ergebnisse vor.

Fotos von Augenzeugen bei Twitter zeigten zunächst eine gigantische Rauchwolke über dem Gebiet. Schnell waren auch erste Videos bei YouTube zu finden, auf denen die Ausbreitung der Wolke zu sehen ist. "Eine beängstigend schwarze Wolke war das", schrieb ein Anwohner im Internetauftritt der Marler Zeitung.

Gaswolke hat sich aufgelöst

Die Polizei sprach von einer Gaswolke, die in Richtung Süden ziehe - über die wichtige West-Ost-Verbindung A2 hinaus. Um 16 Uhr hatte sich die Wolke aufgelöst. Der Betreiberfirma Infracor zufolge ging von ihr keine Gefahr für die Bevölkerung aus. Messungen innerhalb und außerhalb des Parks hätten keine nachweisbaren Mengen gesundheitsschädlicher Stoffe ergeben. Dennoch riet ein Sprecher den Anwohnern, wie von der Polizei angeordnet zunächst Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Infracor schreibt auf seiner Internetseite, neben dem Spezialchemiekonzern Evonik und seinen Tochtergesellschaften seien 15 weitere Unternehmen in dem Industriegebiet angesiedelt.

© Süddeutsche.de/joku/dmo/dpa/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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