Niederlande:Nazi zum Ausmalen

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D wie Dunkelbraun: Das Hitler-Malbuch aus dem Drogeriemarkt. (Foto: Alexander Schippers/AFP)

Malen nach Zahlen ist an sich eine simple Sache. Doch wenn ein Mann mit Oberlippenbart auftaucht, ist das alles andere als normal: Wie Hitler in ein Malbuch für Kinder gelangte.

Malen nach Zahlen ist an sich eine simple Sache. Eine Zahl gibt die Farbe vor, dann malt man die Flächen aus. Mit der Zeit sieht man, was man da malt. So ähnlich funktioniert das auch in einem niederländischen Kindermalbuch, das in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten ist. Schopf und Seitenscheitel des Mannes sind mit dem Buchstaben D markiert, sollen also in Dunkelbraun ausgemalt werden, ebenso wie der Oberlippenbart. Die Uniform in Hellbraun, so wie auch die hochgestreckte Hand. Spätestens dann aber wird klar: Das ist Adolf Hitler, mit Hitlergruß und Hakenkreuz am Arm, in einem Malbuch für Kinder, verkauft von der Drogeriemarktkette Kruidvat; das ist so etwas wie dm oder Rossmann in Deutschland.

Vor ein paar Tagen posteten nun mehrere Kunden jenen ausgemalten Hitler auf der Facebook-Seite des Unternehmens, "Toll, die Malbücher von euch", kommentierte einer offenkundig ironisch. Am nächsten Morgen kommentierte das Unternehmen diesen Post, man werde das Buch sofort aus dem Handel nehmen, die Abbildung sei unangemessen. Die Reaktionen in dem sozialen Netzwerk fielen aber nicht nur empört aus. Eine Mutter schrieb zwar: "Soll ich meinem Kind jetzt sagen: Den Hitler hast du aber schön ausgemalt", andere User aber nahmen Kruidvat in Schutz und merkten an, dass Hitler zur Geschichte gehöre. Das Malbuch mit dem Titel "Bedeutende Persönlichkeiten der Vergangenheit" enthielt auch Ausmalbilder von Nelson Mandela und Albert Einstein. Mehrere Nutzer schrieben, wenn es um Geschichte gehe, sei Hitler okay.

In einer Erklärung vom Mittwoch äußerte Kruidvat "tiefes Bedauern über diesen Vorfall" und kündigte eine Untersuchung dazu an, wie das Motiv in die Bücher gelangen konnte; Kunden sollen ihr Geld zurückbekommen. Einem Bericht des belgischen Standaard zufolge war das Buch von dem belgischen Verlag Trifora vertrieben worden, ein Verlagssprecher nannte das Hitler-Bild einen "bedauerlichen Fehler". Das Buch sei in Indien hergestellt worden, sagte er, womöglich habe man dort die Tragweite des Hitler-Bildes nicht erkannt.

© SZ vom 07.04.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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