New Yorker Polizist schenkt Obdachlosem Schuhe:"Engel in Uniform" wird zum Internetstar

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Berührende Geste: Der Polizist Larry DePrimo schenkt einem Obdachlosem ein Paar Stiefel. Das Foto machte eine Touristin. (Foto: dpa)

Das Bild geht um die Welt: Ein New Yorker Polizist schenkt einem Obdachlosen ein Paar Socken und Schuhe und wärmt damit nicht nur die kalten Füße des Mannes, sondern nebenbei auch Hunderttausende Herzen.

Jana Stegemann

Es ist wohl eines der bekanntesten Märchen von Hans Christian Andersen: "Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern". Ein armes Mädchen läuft am Silvesterabend durch die dunklen Straßen und versucht, Schwefelhölzer zu verkaufen: "Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten zierlichen Füßchen, die vor Kälte ganz rot und blau waren." Die Weihnachtsgeschichte des Dänen Andersen findet kein schönes Ende: Das Mädchen erfriert, die mit Feiertagssorgen beschäftigten Menschen auf den Straßen ignorieren es.

Ein Polizist in New York, Larry DePrimo, hat die Sorgen eines Obdachlosen ernst genommen. Er hat nicht weggeschaut. Hat die nackten Füße des Mannes gesehen, der um ein paar Cent bettelte, während draußen Minusgrade herrschten. DePrimo ging in ein Geschäft, kaufte Winterschuhe und Socken und schenkte sie dem Obdachlosen. Er half auch gleich noch beim Anziehen. Jetzt ist Larry DePrimo ein Internetstar. Weil er bei seiner barmherzigen Tat beobachtet wurde.

Und zwar von Jennifer Foster aus Florence, Arizona, die mit ihrem Mann auf dem Times Square am 14. November unterwegs war. Sie hörte auch den Kommentar von DePrimo: "Ich habe diese Stiefel für dich, Größe 12, Allwetterschuhe. Zieh sie doch an und pass auf dich auf."

Die Touristin war von dem kleinen Geschenk des Polizisten so gerührt, dass sie sogleich an die New Yorker Polizeibehörde NYPD schrieb "Ich war noch nie so beeindruckt in meinem Leben" und ein Foto mitschickte. Sie wisse den Namen des Beamten nicht, aber sein Beispiel erinnere daran, wozu Polizeiarbeit diene.

Sturm der Begeisterung nach selbstloser Tat

Die Beamten veröffentlichten Fosters Schreiben und Foto auf der Facebook-Seite der NYPD - und lösten damit einen Sturm der Begeisterung aus. mehr als einer halben Million Menschen gefiel das Bild. In unzähligen Kommentaren bedankten sie sich bei DePrimo, zitierten Bibelverse, bejubelten den "Engel in Uniform".

Eine Seltenheit, dass US-Bürger die New Yorker Polizei loben, denn der Ruf der Polizisten ist geprägt von der Null-Toleranz-Politik: Die Behörden haben es zwar geschafft, die Kriminalitätsrate zu senken, jedoch mit teils fragwürdigen Methoden. Von brutaler Polizeigewalt gegenüber Obdachlosen ist oft die Rede, außerdem ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung als Polizisten Mitte August einen Mann auf dem Times Square erschossen.

Der 25-jährige "Engel in Uniform" ist nach eigener Aussage schockiert über seine plötzliche Popularität. "Ich habe zwei paar Socken und meine Dienststiefel getragen, und trotzdem waren meine Füße noch eisig", erklärte DePrimo in der New York Daily News. Also habe er Socken und ein Paar Stiefel für 75 Dollar (etwa 58 Euro) gekauft und beides dem Mann geschenkt. Als er den Obdachlosen noch zu einem Kaffee einladen wollte, habe dieser gesagt: "Danke, Officer, aber Sie haben genug getan. Gott schütze Sie, und passen Sie auf sich auf, ich mag die Polizei."

Aber es gibt auch kritische Stimmen. Schließlich gebe es viel mehr Meldungen über Polizeibrutalität gegen Obdachlose also solche über gute Taten. Andere glauben, die bloßen Füße seien nur ein Trick des Obdachlosen, der sich absichtlich neben den Schuhladen setzte, um Mitleid zu erregen.

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