Pflanzenschutz:New Yorker Bäume sollen eigene E-Mail-Adressen bekommen

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Ein herbstlich verfärbter Baum vor dem New York County Courthouse an der Center Street in Manhattan (Foto: AFP)

Sie trauen sich nicht, Bäume auf offener Straße zu kontaktieren? Kein Problem: Schreiben Sie den Pflanzen einfach eine "Tree-Mail".

Was schreibt man einem Baum? Danke für den Sauerstoff? Hübsche Äste hast du! Warum so geknickt? Lass die Blätter nicht hängen? Was erlaubst du dir?

In New York gibt es mehr als 5,2 Millionen Bäume. 200 davon sollen eine eigene E-Mail-Adresse bekommen. Das ist zumindest der Plan des Stadtrats Mark Levine.

"New York City ist ein harter Platz für einen Baum. Jedem Baum eine eigene E-Mail-Adresse zu geben, macht es leichter, Probleme zu melden", sagte Levine dem Onlineportal Gothamist. Levines Vorhaben ist aber nicht als reine Instandhaltungsmaßnahme gemeint. "Das öffentliche Bewusstsein für die Bäume soll gestärkt werden", sagte Tyrone Stevens, Levines Sprecher.

Bei der Auswahl der 200 Bäume will Levine auf eine gute Mischung Wert legen: Alter, Größe, breite historische Bedeutung und Ungewöhnlichkeit sollen eine Rolle spielen. Bevorzugt werden sollen vor allem Bäume, die direkt an einer Straße der Stadt New York wachsen. Das sind nach Zählungen 592 130. Einem Bericht der Baumschutz-Initivative "Million Trees NYC" handelt es sich dabei vor allem um die Baumgattungen Spitzahorn und London-Platane. Die E-Mail-Adresse will Levine auf einem Schild an den Pflanzen oder in deren Umgebung anbringen lassen.

Melbourne schreibt seit 2013 an seine Bäume

Die Idee ist nicht neu. Die elektronische Korrespondenz mit Bäumen ist im australischen Melbourne bereits seit 2013 möglich. Dort haben 70 000 städtische Bäume eigene E-Mail-Adressen. Allerdings nutzen die Australier diese nicht nur, um Schäden oder Krankheiten an Bäumen zu melden - sondern schreiben vor allem Nachrichten mit persönlichem Bezug. Der Stadtrat von Melbourne spricht gar von "Liebesbriefen". Ihm zufolge bedanken sich viele für den Sauerstoff oder klagen den Bäumen ihre Ängste und Sorgen. Angestellte der Stadt antworten bisweilen in unregelmäßigen Abständen auf die Mails, erteilen Ratschläge und helfen bei botanischen Fragen.

Die zusätzlichen Kosten, die durch das "Tree-Mail"-Programm anfallen, holen die Bäume in New York übrigens locker wieder herein: Der monetäre Gewinn der mehr als 500 000 Straßenbäume beläuft sich "Million Trees NYC" zufolge auf jährlich 122 Millionen US-Dollar (etwa 209 US-Dollar pro Baum), da sie allein durch ihre Existenz dabei helfen, die Umweltverschmutzung zu verringern und Stromkosten für Klimaanlagen zu senken. Für jeden in die Bäume investierten Dollar erhält die Stadtverwaltung von New York zurzeit 5,60 US-Dollar Rendite.

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