Neun Tote bei Amoklauf in Tschechien:"Wir stehen alle unter Schock"

Lesezeit: 2 min

Gedenken an die Toten im tschechischen Uhersky Brod. (Foto: AP)
  • Bei einer Schießerei in der tschechischen Kleinstadt Uherský Brod sind neun Menschen ums Leben gekommen.
  • Der 62-jährige, möglicherweise geistig erkrankte Täter hat in einem Restaurant um sich geschossen. Anschließend soll er sich selbst getötet haben.
  • In der Nacht stürmt die Polizei die Wohnung des Todesschützen - seine verwirrte Ehefrau soll sich dort verbarrikadiert haben.
  • Am Mittwochmorgen will die Stadt Uherský Brod der Toten gedenken.

Gedenken an die Opfer

Mit einer bewegenden Trauerfeier ist in Tschechien am Mittwoch der acht Todesopfer des Amokläufers gedacht worden. Hunderte Trauernde verharrten in stillem Gedenken vor dem Restaurant "Druzba" in Uhersky Brod.Die 18.000-Einwohner-Stadt liegt etwa 300 Kilometer südöstlich von Prag. Die Trauernden zündeten Kerzen an. Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur. "Wir stehen alle unter Schock", erklärte Bürgermeister Patrik Kunčar.

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Acht Tote bei Schießerei in Restaurant

Bei der Schießerei waren am Dienstag neun Menschen getötet worden. Auch der 62 Jahre alte Täter soll unter den Toten sein. Der Mann habe sich selbst erschossen, sagte Bürgermeister Kunčar.Nach einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Česká televize CT) drang der Täter am frühen Nachmittag in die Gaststätte ein und schoss sofort um sich. Sieben Männer und eine Frau starben der Polizei zufolge auf der Stelle. Eine 37-jährige Frau habe den Angriff mit Schussverletzungen überlebt.

Ein Rettungsdienst-Mitarbeiter berichtet: Der Schütze habe direkt auf die Köpfe gezielt. Es seien bis zu 25 Schüsse gefallen, sagte der Bürgermeister dem Sender. Einen terroristischen Hintergrund schließt das Innenministerium aus.

Täter kündigt Amoklauf telefonisch an

Zum Motiv für die Bluttat konnte die Polizei weiter nichts sagen. Der Mann soll seine Tat telefonisch bei einem tschechischen Fernsehsender angekündigt haben, wie die Internetseite Lidovky.cz berichtet. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge soll er gesagt haben: "Ich habe mit Leuten Probleme, die keiner löst, also kläre ich das selbst." Er fühle sich schikaniert, die Behörden würden dagegen nichts unternehmen. Man solle ein Fernsehteam nach Uherský Brod schicken - er habe Waffen und Geiseln.

Der Schütze stamme aus dem Ort und leide möglicherweise an einer psychischen Störung, sagte der Bürgermeister. Nach Angaben der Polizei besaß der Mann einen Waffenschein. Es sei aber unklar, ob er auch eine Erlaubnis für den Besitz der Waffen gehabt habe, mit denen er acht Menschen erschoss, sagte Innenminister Milan Chovanec. Der Schütze habe keine kriminelle Vergangenheit gehabt.

In der Nacht stürmten Polizisten die Wohnung des Todesschützen. In dem Reihenhaus hatte sich die Ehefrau des Mannes verbarrikadiert, wie die Agentur CTK berichtete. Die offenbar verwirrte Frau sei zu einem Krankenwagen geführt und weggebracht worden. Die Polizei wollte die Wohnung nach möglichen weiteren Waffen durchsuchen.

Politiker sind schockiert

Ein Sprecher von Präsident Miloš Zeman teilte mit, "der Präsident ist schockiert von diesem mörderischen Angriff". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach der tschechischen Bevölkerung ihr Beileid aus. "Es erfüllt mit tiefer Trauer, wenn Menschen Opfer wahlloser Gewalt werden", schrieb sie in einem Telegramm.

"Das hat mich sehr stark getroffen", sagte auch der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka. Es sei darüber nachzudenken, ob und wie sich solche Tragödien künftig vermeiden ließen. Schusswaffen dürften nicht in die Hände von psychisch labilen Menschen geraten. Der Stadtrat von Uhersky Brod hat nach Angaben von Bürgermeister Patrik Kuncar auf einer Sondersitzung erste finanzielle Zuwendungen für die Familien der Hinterbliebenen beschlossen.

© AFP/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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