Nach 101 Jahren:Flaschenpost erreicht Enkelin des Absenders

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Flaschenpost nach 101 Jahren: Angela Erdmann aus Berlin. (Foto: dpa)

101 Jahre lang trieb eine Flaschenpost im Meer. Nun ist sie bei der Enkelin des Absenders angekommen - die diese Geschichte anfangs kaum glauben konnte.

Bis vor Kurzem wusste Angela Erdmann aus Berlin nichts über ihren Großvater. Schon vor ihrer Geburt war der Bäckerssohn Richard Platz gestorben. Bis kürzlich ein Mann an ihrer Tür klingelte. Erdmann erinnert sich: "Ich dachte erst: Oh je, Vertreter. Was will der denn von mir?" Er berichtet ihr von einer Flaschenpost, die eben jener Richard Platz vor mehr als 100 Jahren ins Meer geworfen habe.

Für Erdmann war diese Geschichte "erst fast unglaublich". Mittlerweile hat sie Gewissheit: Die wohl älteste Flaschenpost der Welt stammt von ihrem Großvater. Der Mann an ihrer Tür war ein Familienforscher, der die Nachfahrin des Flaschenpost-Absenders ausfindig gemacht hatte. Als der Mann ihr von seinen Recherchen erzählte habe, sagt Erdmann, sei ihr klar geworden: "Die Flaschenpost, die überall in der Zeitung war, hat mein Opi eingeworfen."

Konrad Fischer über älteste Flaschenpost der Welt
:Fang seines Lebens

Es ist die älteste Flaschenpost, die je gefunden wurde: Ein Fischer aus Heikendorf hat eine Bierflasche mit einer Postkarte aus der Kieler Förde gezogen, die der Absender vor mehr als 100 Jahren ins Meer geworfen hat.

Von Sonja Salzburger

Im Jahr 1913 hatte der damals 20-jährige Platz eine Flaschenpost in die Ostsee geworfen. Darin steckte eine Karte mit der Bitte, diese an seine Berliner Adresse zurückzuschicken. Ein Fischer mit dem passenden Namen Konrad Fischer zog die wohl älteste Flaschenpost der Welt dann Anfang März dieses Jahres in der Kieler Förde aus dem Wasser. Das Guinessbuch der Rekorde führt bisher als älteste Flaschenpost eine Mitteilung aus dem Jahr 1914.

Bierflasche und Postkarte hielt Erdmann erstmals vergangene Woche in Hamburg in Händen. Dort stellt das Internationale Maritime Museum den Fund derzeit aus. "Das war ein ganz bewegender Moment", erzählt sie. In letzter Zeit habe sie weiter nachgeforscht, auch Tagebücher und alte Briefe von ihrem Großvater gelesen. "Mir sind da die Tränen gekullert", sagt sie.

Die Schrift in den Tagebüchern und Briefen gleiche denen auf der Karte, so Museums-Mitarbeiter Holger von Neuhoff. Auch der Experte glaubt deshalb, dass die Flaschenpost von Erdmanns Großvater stammt. Noch bis Anfang Mai ist das Fundstück in der Schatzkammer zu sehen. Danach sollen Experten die letzten Worte auf der Karte entziffern und klären, wie das Papier erhalten werden kann. "Auf alle Fälle soll die Flasche nicht irgendwo verhökert werden", sagt Erdmann.

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