Muslimischer Schönheitswettbewerb:Nigerianerin wird "Miss Muslim World"

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Die Nigerian Obabiyi Aishah Ajibola ist Miss Muslim World. (Foto: dpa)

Schön, klug, fromm: Junge Frauen sind in Indonesien zum Wettbewerb um die Krone der "Miss Muslim World" angetreten. Schönheit ist dabei gut, aber Grips und Koran-Wissen sind wichtiger. Eine 21-jährige Studentin aus Nigeria hat nicht nur die Jury überzeugt.

Eine Studentin aus Nigeria ist am Mittwoch in Indonesien zur "Miss Muslim World" gekürt worden. Obabiyi Aishah Ajibola, 21, überzeugte sowohl eine Jury als auch 100 Waisenkinder, die am Ende zwischen den beiden Finalistinnen entscheiden durften.

Ajibola trat in der Endrunde in einem wallenden goldenen Kleid mit passendem Kopftuch auf. Sie weinte bei der Preisvergabe. "Gelobt sei Allah - ich hätte nie gedacht, dass ich gewinne", sagte sie. "Ich widme den Preis allen Frauen in Nigeria." Das Finale wurde im Fernsehen übertragen.

19 junge Frauen traten zu dem Wettbewerb im indonesischen Subang an und kämpften um die Krone der "Miss Muslim World". Sie tauschten Schminktipps und Modetricks aus wie bei jedem Schönheitswettbewerb - und trotzdem war vieles anders: Statt gefönter Löwenmähne tragen die Frauen Kopftücher, statt ausgeschnittener T-Shirts lose Hemden mit langen Ärmeln.

"Die Gewinnerin hier ist eher eine humanitäre Botschafterin, als eine Schönheitskönigin", sagt die indonesische Studentin Balqis Faradiba, 21. "Mode ist nett, aber wichtig ist, was man im Herzen hat." An der Wahl nahmen Frauen aus Indonesien, Nigeria, Bangladesch, Iran, Brunei und Malaysia teil. Sie wurden aus 100 Video-Bewerbungen ausgesucht. Darunter waren Studentinnen, eine Umweltaktivistin, eine Dozentin, eine Architektin und eine Ärztin.

"Ich will die Schönheit des Islams herausbringen und zeigen, dass muslimische Frauen eine Menge drauf haben", sagte die Gewinnerin Ajibola vor der Wahl. Masoumeh Ebrahimi, 27, aus Iran, mit Studienabschlüssen in Industriemanagement und Design, will das Kopftuch salonfähig machen. "Es gehört zu meiner Identität", sagt sie.

Die Frömmigkeit der Kandidatinnen wurde an der Koranfestigkeit getestet: In der Finalrunde war der Schönheitsschlaf bereits um drei Uhr morgens zu Ende, der Muezzin rief zum Gebet. Es folgten Vorträge über das islamische Finanzwesen, islamische Erziehung und Koraninterpretation. Die Frauen hatten dicke Bücher auf dem Schoß, saßen auf dem Boden und hörten aufmerksam zu.

Proteste gegen Miss World-Wahl auf Bali

Tausend Kilometer weiter östlich, in Bali, fand gleichzeitig die Finalrunde des Miss World-Wettbewerbs statt. Dort bringen sich die Teilnehmerinnen vor Hunderten Kameras in Pose, im knappen Sportdress beim Beach-Volleyball oder durchgestylt im Batik-Look beim Tempelausflug.

Gegen das Miss World-Finale am 28. September gehen seit Wochen Tausende Demonstranten auf die Straße. Es degradiere Frauen zu Objekten, sagen die Kritiker. Dem muslimischen Wettbewerb in Subang hat Indonesiens oberste Religionsinstanz, die Ulema, dagegen ihr Plazet gegeben: "Sie wollen muslimischen Schick zeigen - das ist doch etwas Positives", sagt der Ulema-Vorsitzende Amidhan Sabrah.

"Bei dem anderen Wettbewerb geht es um äußere, bei uns um die innere Schönheit", sagt Gewinnerin Ajibola. "Aber wie der Koran sagt: jedem das seine." "Ich nehme teil, weil das meiner Karriere hilft", sagt eine Studentin aus Bangladesch. "Hier lerne ich Disziplin, mich zu organisieren und mit Leuten zu kommunizieren."

Den Wettbewerb richtet die "World Muslimah"-Stiftung aus, zum dritten Mal, mit Unterstützung der indonesischen Modeindustrie. "Wir wollen eine islamische Alternative zu den üblichen Miss World und Miss Universe-Wettbewerben sein", sagt Gründerin Eka Shanty. Die einstige Fernsehmoderatorin habe ihren Job gekündigt, weil sie kein Kopftuch tragen durfte.

Die Siegerin bekommt 25 Millionen Rupien (etwa 1600 Euro), darf eine Pilgerreise nach Mekka machen und im Namen der Organisatoren Hilfsprojekte unterstützen. "In weiten Teilen der muslimischen Welt sind Frauen Opfer von Konflikten und unterdrückt", sagt Shanty. "Wir helfen ihnen mit unserer Stiftung."

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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