Mordprozess in Arizona neu aufgerollt:Staatsanwaltschaft will Debra Milke hinrichten

Seit 23 Jahren sitzt die gebürtige Berlinerin Debra Milke in der Todeszelle. Jetzt sollte sie frei kommen - eigentlich.  (Foto: dpa)

Sie stand kurz vor der Entlassung - doch nun rollt der Bundesstaat Arizona den Fall der in Berlin geborenen Amerikanerin Debra Milke neu auf, um so doch noch die Hinrichtung der 49-Jährigen zu erreichen. Dabei greift die Staatsanwaltschaft erneut auf einen höchst umstrittenen Zeugen zurück.

Mehr als 20 Jahre hat Debra Milke in den USA in der Todeszelle verbracht. Am Montag erklärte ein Richter, Milke solle entlassen werden - außer der Bundesstaat Arizona erhebe erneut Anklage gegen die in Berlin geborene Amerikanerin. Arizona hat von diesem Recht Gebrauch gemacht. Der Prozess gegen Milke wird neu aufgerollt, berichtet die Zeitung The Arizona Republic.

1990 war Debra Milke wegen Mordes, Verschwörung zum Mord, Kindesmissbrauch und Entführung schuldig gesprochen. Sie soll ihren vierjährigen Sohn Christopher getötet haben. Der Schuldspruch ist umstritten, basiert er doch lediglich auf der Aussage eines Polizisten, Milke habe ihm gegenüber die Tat zugegeben.

Dabei gibt es keine Tonaufnahmen der Befragung durch Detective Armando Saldate, keine Notizen, kein unterschriebenes Geständnis. Und die Glaubwürdigkeit des Polizisten war zuletzt verstärkt angezweifelt worden. Der Schuldspruch wurde deswegen zu Beginn des Jahres von einem Berufungsgericht aufgehoben.

Die Richter ordneten an, den Prozess neu aufzurollen - oder die 49-Jährige aus der Haft zu entlassen. Die Entscheidung des Berufungsgerichts war dennoch kein Freispruch. "Sie könnte schuldig sein, selbst wenn Saldate ihr Geständnis nur erfunden hätte", schrieb der vorsitzende Richter.

Im kommenden Prozess soll Saldate nach dem Willen der Staatswanwaltschaft unter Eid aussagen. Ziel sei es, Milke doch hinrichten zu lassen, berichtet The Arizona Republic. Milkes Anwalt kommentiert dies mit den Worten: "Es ist enttäuschend."

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