Mord an Berliner Steuerberater:Tatverdächtiger Sohn verweigert die Aussage

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Er war erst 16 Jahre alt, als er seinen Vater erschossen haben soll. Seit Dienstag steht der Sohn eines Steuerberaters in Berlin vor Gericht. Die Beweislage ist schwierig und der Verdächtige schweigt.

Knapp acht Monate nach den tödlichen Schüssen auf einen Berliner Steuerberater muss sich sein 17-jähriger Sohn wegen Mordes verantworten. Weil der Angeklagte noch minderjährig ist, findet der Prozess vor dem Landgericht Berlin unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers wurde zum Prozessauftakt lediglich die Anklage verlesen. Der 17-Jährige, der sich seit seiner Festnahme im Oktober nicht zu den Vorwürfen geäußert hatte, brach auch vor Gericht nicht sein Schweigen. Sein Verteidiger sagte, dass der Schüler vorläufig nicht aussagen werde.

Die Tat hatte im vergangenen August bundesweit für Aufsehen gesorgt. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft verschaffte sich der Sohn des Opfers mit einem Schlüssel Zugang zu den Kanzleiräumen seines Vaters im Berliner Stadtteil Westend. Dort soll er "unvermittelt" zehn Schüsse aus einer Pistole abgegeben haben, eine davon traf den Kopf des Mannes, vier seinen Oberkörper. Der 49-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er wenig später seinen schweren Verletzungen erlag.

Schon kurz nach der Tat gerieten der damals 16-Jährige und sein zwei Jahre älterer Bruder in Verdacht. Beide wurden noch am Tattag abgeführt, kurz darauf kamen sie jedoch wieder frei. Im Oktober wurde der jüngere der beiden Söhne erneut verhaftet.

Die Beweislage scheint schwierig. Die Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden, unmittelbare Tatzeugen gibt es nicht. Eine DNA-Spur auf einer am Tatort gefundenen Patronenhülse soll allerdings den Angeklagten belasten.

Im Gerichtssaal anwesend waren am auch die Großeltern des Angeklagten, also die Eltern des Opfers. Sie treten als Nebenkläger im Prozess auf. Ihr Anwalt Roland Weber bestätigte, dass es familiäre Probleme gab. Der ermorderte Steuerberater habe zwei Wochen vor der Tat die Scheidung eingereicht. Weber sagte am Ende des ersten Prozesstags, dass seine Mandanten sich nicht vorstellen könnten, dass ihr Enkel den Vater umgebracht habe. "Das ist das schlimmstmögliche Szenario für sie", sagte der Nebenklage-Anwalt. Für den Prozess sind 18 weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird voraussichtlich Ende Juli gesprochen.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/cam/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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