Brügge-Bracht:Drei Tote nach alternativer Krebsbehandlung - Polizei warnt Patienten

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  • Nach einer Ende Juli erfolgten Behandlung in einem alternativen Krebszentrum in Brüggen-Bracht am Niederrhein (Kreis Viersen) sind drei von fünf Patienten gestorben.
  • Die Polizei warnt alle Patienten, die sich dort haben behandeln lassen, und ruft sie auf, sich dringend bei den Behörden zu melden.

Nach dem Tod mehrerer Patienten einer alternativen Krebsklinik am Niederrhein machen sich die Behörden Sorgen um die Gesundheit weiterer Kranker, die dort behandelt wurden.

Drei Patienten, die in der vergangenen Woche in der Klinik an der Grenze zu den Niederlanden behandelt wurden, sind wenige Tage danach gestorben. Die Ursache ist noch nicht bekannt.

Deshalb ruft die Polizei alle Patienten des "Klaus Ross Zentrum für alternative Krebstherapie" in Brüggen-Bracht auf, sich zu melden. "Wenngleich eingehendere medizinische Untersuchungen noch zeigen müssen, was sich genau zugetragen hat, besteht derzeit ein konkretes Gesundheitsrisiko für Patienten, die sich in diesem Krebszentrum einer Behandlung unterzogen haben", heißt es in dem gemeinsamen Aufruf der deutschen und der niederländischen Polizei. Auch Patienten, deren Behandlung schon länger zurückliegt, werden dringend gebeten, sich an die Polizei Mönchengladbach oder die Kollegen in den Niederlanden zu wenden.

Über den ersten Todesfall hatten die Behörden am Montag informiert: Eine Frau aus den Niederlanden, die an Brustkrebs litt, sei am 25. Juli behandelt worden. Wenige Tage später sei sie in einem Krankenhaus verstorben, nachdem sie über Kopfschmerzen klagte, zeitweise verwirrt und dann nicht mehr ansprechbar war.

Behandlung mit "3-Bromopyruvat"

Die zweifache Mutter soll sich in der Einrichtung einer Behandlung mit dem Stoff "3-Bromopyruvat" unterzogen haben. In einem Bericht der Rheinischen Post heißt es über diese Substanz: Er sei wenigen Medizinern bekannt, gelte jedoch als Wirkstoff, der den Energiestoffwechsel in den Zellen hemmen soll. "3-Bromopyruvat" befinde sich jedoch zurzeit noch in der experimentellen Grundlagenforschung, sagte die Leiterin des Krebsinformationsdienstes Heidelberg der RP.

Klinik wehrt sich: "unbegründeter Verdacht"

Das "Krebszentrum" ist von den Behörden bis auf Weiteres geschlossen worden. Die Polizei Mönchengladbach hat die Ermittlungskommisson "Brom" eingerichtet. Am Donnerstag machte sie gemeinsam mit der Krefelder Staatsanwaltschaft zwei weitere Todesfälle bekannt: Fünf Patienten seien am 27. Juli behandelt worden. Am Tag darauf starb eine 55-jährige Frau, einen Tag später ein 55-jähriger Mann. Einen Tag später, am 30. Juli, starb dann die 43-jährige Niederländerin - über ihren Tod war als Erstes berichtet worden.

Zwei Frauen wurden inzwischen in einem niederländischen Krankenhaus aufgenommen. Das Krebszentrum richtet sich auf seiner Internetseite vor allem an Patienten aus den Niederlanden. Denn dort werde die alternative Heilkunde strenger reguliert, und die "Heilmeister" der Klinik dürften dort nicht arbeiten, heißt es unter anderem. Am Mittwoch hatte das Krebszentrum auf seiner Internetseite zu dem zuerst bekanntgewordenen Fall Stellung genommen. Die Einrichtung bedauerte den Tod der Patientin, aber auch den "unbegründeten Verdacht", dass die Klinik dafür verantwortlich sein könne.

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Zehnwöchige Behandlung kostet knapp 10 000 Euro

Der Betreiber des Zentrums, Klaus Ross, hat laut Angaben auf der Internetseite biomedizinische Technik in Gießen studiert, 20 Jahre als Produktmanager für kostspielige medizinische Geräte gearbeitet und anschließend eine Ausbildung zum alternativen Behandler gemacht.

Das Zentrum wirbt unter anderem mit biologischer Krebsbehandlung, Schmerztherapie und Entgiftung. Eine zehnwöchige Behandlung für Krebspatienten kostet demnach knapp 10 000 Euro.

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