Medizin:Streit um Abtreibungen

Ein Chefarzt will aus christlicher Überzeugung keine Abtreibungen mehr vornehmen. Nun reagiert die Klinik.

Der Klinikbetreiber Capio will es Frauen auch in Zukunft ermöglichen, im niedersächsischen Dannenberg einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Mit der Mitteilung reagiert die Konzernleitung am Dienstagabend auf eine Debatte, die der Leiter der Gynäkologie der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik ausgelöst hatte. Wie Spiegel Online berichtete, hatte der Chefarzt erklärt, in seiner Abteilung werde es keine Abtreibungen mehr geben, weil er diese nicht mit seinem christlichen Glauben vereinbaren könne. Die Klinikleitung unterstützte ihn darin; die Zahl dieser Eingriffe sei mit 31 Abtreibungen im vergangenen Jahr ohnehin "verschwindend gering". Das Beratungsnetzwerk Pro Familia kritisierte den Beschluss als Verstoß "gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen". Deutliche Kritik kam auch von Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD). Sie drohte, ein Kriterium bei der Förderung von Investitionen der Krankenhäuser könne "gegebenenfalls auch die Sicherstellung von Schwangerschaftsabbrüchen im jeweiligen Einzugsbereich" sein. Nun aber lenkt der Klinikbetreiber ein: Man kläre derzeit, ob andere Fachärzte als der christliche Chefarzt die Eingriffe übernehmen können.

© SZ vom 09.02.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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