Mecklenburg-Vorpommern:Seehund auf Süßwasser-Ausflug

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Offenbar gut durch den Winter gekommen: Der abenteuerlustige Seehund genießt auf dem zugefrorenen Peene-Kanal in Malchin die Sonne. (Foto: dpa)

Eigentlich leben Seehunde im Meer. Eigentlich - denn einer von ihnen sorgt nun im mecklenburgischen Malchin für Aufsehen. Und es ist nicht die erste Robbe zu Besuch im Binnenland.

Der Seehund, so heißt es jedenfalls auf Wikipedia, ist "eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete" Spezies aus der Familie der Hundsrobben. Malchin, das ergibt die weitere Recherche in der Online-Enzyklopädie, ist "eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern im Nordwesten des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte". Der wiederum, das zeigt ein Blick auf die Landkarte, liegt mindestens 80 Kilometer von der Küste entfernt und gehört damit selbst mit extrem viel gutem Willen nicht zu einem "nördlich-gemäßigten Meer".

Der Robbe, die seit einigen Tagen in der Gegend um Malchin gesichtet wird, dürfte das relativ egal sein. Sie ist den weiten Weg von der Odermündung durch das Flüsschen Peene geschwommen, bis in die Nähe von Malchin. Dort jagt der Seehund Fische und ruht sich auf dem teilweise zugefrorenen See in der Sonne aus.

Mehrere Augenzeugen haben das Tier gesehen, auch einige Fotos gibt es schon. Die Lokalzeitung berichtet groß darüber. Dort kommt auch ein Robbenexperte zu Wort. Die Robbe sehe "gut genährt aus und scheint gut über den Winter gekommen zu sein", sagt Guido Dehnhardt, Professor am Institut für Biowissenschaften der Uni Rostock.

Vor drei Wochen war der Seehund erstmals gesehen worden, damals sogar 15 Kilometer weiter landeinwärts. Ein Naturliebhaber und Fotograf hatte das Tier noch vor dem starken Frost Mitte Januar im Malchiner See gesehen, heißt es in einem Bericht des Nordkurier.

Seehunde in Köln

Dort äußern sich mehrere überraschte Bürger, die das Tier zunächst für einen Otter hielten und nicht glauben wollten, was sie da sahen. Robbenforscher Dehnhardt zeigt sich dagegen weniger überrascht. Manche Robben seien durchaus in der Lage, weite Strecken zurückzulegen. Den Rhein zum Beispiel hätten schon etliche Tiere gemeistert, sodass solche Tiere bereits in Köln gesehen wurden.

Dabei handelt es sich allerdings oft um Kegelrobben, eine andere Art, die vor allem in der Nordsee verbreitet ist und viel größere Strecken zurücklegt. "Seehunde bewegen sich normalerweise nur rund 50 Kilometer um ihre Liegeplätze herum", sagt Christof Herrmann, Robben-Experte beim Landesamt für Naturschutz in Güstrow. Die nächste Population von Seehunden findet sich eigentlich erst an der Südküste Dänemarks.

Obwohl er sehr weit von ihrem ursprünglichen Liegeplatz entfernt sein dürfte, muss man sich aber offenbar keine Sorgen um den Malchiner Seehund machen, sagt Eva Baumgärtner von der Seehundstation Friedrichskoog in Schleswig-Holstein. "Die Tiere folgen einfach dem Fisch und finden auch nach mehreren Tagen wieder mühelos hinaus ins Meer".

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