Mariah Carey:Shit happens

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Mariah Carey verpatzt ihre Silvester-Show - und wird zum Internet-Hit. Stellt sich die Frage: War das Unvermögen oder ein Sabotageakt der Produktionsfirma?

Von Cathrin Schmiegel, New York/München

Es ist ein Auftritt gewesen, der perfekt zum gerade verabschiedeten Jahr 2016 passte: Bei der Neujahrsshow des Fernsehsenders ABC am New Yorker Times Square blieben der Sängerin Mariah Carey vor Millionen Zuschauern buchstäblich die Worte weg: Sie verpasste den Einstieg in ihren Song "Emotions" und fand auch nicht zurück in die Spur. Die linke Hand an Hüfte und knallengen Glitzerbody gepresst, rollte sie ihre Augen zum Nachthimmel, als würde sie auf eine Eingebung warten. Als die nicht kam - und wohl auch kein Techniker -, verkündete sie dem Publikum: "Hier fehlen Teile des Gesangs, aber das ist jetzt eben so." Das liege daran, dass es keinen Soundcheck gegeben habe. Das Management erhob später schwere Vorwürfe gegen die Produktionsfirma.

Mariah Carey ließ einstweilen das Publikum weitersingen, die 46-Jährige selbst lief ein wenig orientierungslos über die Bühne, nestelte am Kabel ihres Headsets und schlang ihr in Netzstrumpfhosen gehülltes Bein um einen Tänzer, als wäre er eine Rettungsboje. Wirklich retten konnte das Konzert aber niemand mehr. Beim nächsten Titel "We Belong Together" kam die Musik vom Band und Carey nicht hinterher: Sie sang erst mit, dann ließ sie es bleiben. Wenig später ergriff sie die Flucht in den Backstage-Bereich.

Die Sängerin nahm die Panne mit Humor. Über den Kurznachrichtendienst Twitter schrieb sie: "Shit happens! Auf mehr Schlagzeilen in 2017!" Ihre Managerin war da ein wenig ernster. Sie bezichtigte die Produktionsfirma der "Sabotage": Die Firma hätte die technischen Probleme nicht nur nicht behoben, sie hätte die Show auch weiter live übertragen - eine bewusst herbeigeführte Panne, "nur für die Einschaltquote". Die Firma Dick Clark Productions wies die Vorwürfe als "unverschämt und absurd" zurück. Niemals würden sie einer Künstlerin absichtlich schaden.

Ganz still und stumm: Mariah Carey am Times Square. (Foto: Stephanie Keith/Reuters)

Wer recht hat, wird nicht zu klären sein. Klar ist aber: Aufmerksamkeit brachte der Auftritt der Grammy-Gewinnerin in jedem Fall. Neun Millionen Mal wurde das Video des Auftritts auf YouTube bereits geklickt, die sozialen Netzwerke quollen über von Kommentaren. "2016 - letztes Opfer war Mariah Carey", schrieb ein Twitter-Nutzer. Eine andere: "Egal, wie schlimm dein Kater am nächsten Tag sein wird, denk daran: Mariah Carey fühlt sich schlimmer."

Ganz so schlecht dürfte es der Sängerin aber nicht gehen. Immerhin darf sie sich jetzt als Mitglied sehen in einem exklusiven Club: dem der Musiker mit Auftritts-Fauxpas. Wer erinnert sich nicht an Sarah Connor, wie sie bei der Eröffnung der Allianz Arena die deutsche Nationalhymne umdichtete ("Brüh im Lichte")? Oder an Bruce Springsteen, dem im Hyde Park wegen der Sperrzeit der Strom abgedreht wurde, oder Justin Bieber, bei dem er ausfiel. Trösten kann sich Carey auch damit: Immerhin wird es ihr besser gehen als einst Milli Vanilli, die wegen ihrer Play-back-Affäre ihren Job aufgeben mussten.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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