Lebensmittel-Analyse:Antibiotikaresistente Keime in Wurstwaren

Mettwurst und Produkte aus Putenfleisch sind stark mit Keimen belastet. Bei einer Stichprobe wurden bei 16 Prozent Krankheitserreger gefunden, die gegen Antibiotika resistent sind. Vor allem alte Menschen und Kinder sind gefährdet.

Von Silvia Liebrich

Gefährliche Keime machen auch der Lebensmittelindustrie zu schaffen. Vor allem Wurst- und Fleischwaren gelten als gefährdet. Eine aktuelle Stichproben-Untersuchung im Auftrag der Grünen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, bestätigt die Risiken. Demnach wurden bei 16 Prozent der Wurstproben sogenannte ESBL-Keime gefunden, also Krankheitserreger, die gegen Antibiotika resistent sind. Getestet wurden Mett, Teewurst, Mettwurst, Salami und Schinken von Discounter, Supermärkten und Bäckereien.

Besonders hoch belastet waren Produkte aus Putenfleisch. Hier wurden in sechs von neun untersuchten Produkten Keimen festgestellt. Bei Mett und Mettbrötchen waren 22 Prozent der Proben mit ESBL-Keimen besiedelt, im Dezember 2012 wurden bei einem vergleichbaren Test noch 16 Prozent beanstandet. Nicht fündig wurden die Lebensmitteltester dagegen bei Schinken. Ein unabhängiges Labor hatte zwischen dem 28. April und dem 2. Mai 63 Proben in 13 Städten genommen.

Experten machen für die hohe Keimbelastung den starken Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung verantwortlich. Studien liefern zudem immer mehr Indizien, dass sich die Resistenz gegen Antibiotika durch den Verzehr von Wurst und Fleisch auch auf den Mensch übertragen kann.

Tierhalter müssen Verbrauch von Antibiotika erst seit kurzem melden

Die resistenten Keime können sich durch den Verzehr von belasteten Lebensmitteln im Darm festsetzen und vermehren sich dort. Die Grünen verweisen auf Studien, wonach bereits sechs Millionen Deutsche resistente Keime im Körper tragen. Für gesunde Menschen ist das in der Regel kein Problem. Experten gehen jedoch davon aus, dass in Deutschland pro Jahr etwa 30 000 Patienten sterben, weil ihnen Antibiotika bei Infektionen nicht mehr helfen. Vor allem Kinder, alte oder kranke Menschen gelten als gefährdet. Selbst die Weltgesundheitsorganisation warnt vor gefährlichen Epidemien, weil sich Krankheitserreger ausbreiten, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Selbst kleine Schnittverletzungen könnten so lebensgefährlich werden.

Tierhalter müssen ihren Verbrauch von Antibiotika erst seit kurzem an die Behörden melden. Zuvor hatte sich gezeigt, dass sich der Einsatz in den vergangenen Jahren stark erhöht hat, auch weil immer mehr Hühner, Puten oder Schweine auf engem Raum gehalten werden. Kritiker fordern deshalb unter anderem eine artgerechtere Tierhaltung.

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