Kriminalität:Wie geht es eigentlich den Polizisten in Deutschland?

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Streifenpolizisten Julia 'Jules' Kukla und Frank 'Franky' Meins, auf Streife, eine 92-jährige Frau ist verstorben, der Pflegedienst hat die Polizei gerufen und die Wohnung muss untersucht werden, Alltag der Polizei, PK 25, Polizeiwache Nottkestrasse, Hamburg (Foto: Maria Feck)

Die Polizei ist schließlich ein Seismograf, an dem der Zustand des Landes abgelesen wird. Unterwegs mit zwei Beamten in Hamburg.

Von Gianna Niewel

Als die beiden Polizisten vor der Grundschule in Hamburg-Bahrenfeld vorfahren, steht die Schulleiterin schon vor der Tür. Es geht um Deniz, sagt sie. Deniz hat seine Lehrerin geschlagen und bespuckt, er hat mit Plastikbechern und Holzbauklötzen durch die Klasse geworfen, einen Computerbildschirm umgekippt, einen Mitschüler angepinkelt. Weil Deniz auch in anderen Räumen randaliert hat, mussten die Klassen 3a, 3b und 3c das Gebäude räumen, sie spielen Fangen auf dem Schulhof. Im Gebäude ist Deniz.

Frank Meins sagt: "Was erwarten Sie von der Polizei?" und die Schulleiterin holt aus: Alleinerziehende Mutter, Lernschwäche, dass es so schlimm wirklich noch nie war, dass sie sich hilflos fühlt. Vielleicht könnte er schimpfen?

Frank Meins ist seit 30 Jahren Polizist, natürlich kriegt er das mit Deniz geregelt. Julia Kukla hat vor vier Jahren ihre Prüfung bestanden, sie staunt immer wieder darüber, wofür die Menschen die Polizei rufen. Und deshalb geht es auch um die Frage, welches Bild bleibt, wenn erwartet wird, dass die Polizei zum Schimpfen kommt.

"Aber es war schon mal anders"

Die Polizei ist schließlich immer auch ein Seismograf, an dem der Zustand des Landes abgelesen wird. Als, nur zum Beispiel, der Pressesprecher der Münchener Polizei während des Amoklaufs im Juli ruhig blieb, obwohl nicht klar war, wie viele Täter, wie viele Tatorte es gab - da blieb München ruhig. Die Polizei stand für Sicherheit. Wankt aber die Polizei, wankt das Sicherheitsgefühl vieler Deutscher, das Vertrauen auch. Die Vorfälle in der Kölner Silvesternacht, anderes Beispiel, wurden lange als Hinweis darauf gedeutet, dass wir es vielleicht doch nicht schaffen könnten, das mit der offenen Gesellschaft.

Dass die Polizei gerade ständig für irgendwas steht, hängt auch damit zusammen, das so viel passiert, was größer und heikler ist als die Frage, ob der VW jetzt mit den Vorderrädern im Halteverbot parkt oder nicht. Wie geht es dabei den Beamten? Julia Kukla sagt: "So schlimm ist`s echt nicht". Frank Meins sagt: "Aber es war schon mal anders". Auf Streife mit zwei Polizisten in Hamburg.

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