Kriminalität:DNA-Spur überführt mutmaßlichen Mörder - 34 Jahre nach der Tat

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Eine Rentnerin wird 1982 in ihrer Wohnung in Schleswig ausgeraubt, sexuell missbraucht und getötet. Ein damals 17-jähriger Drogenabhängiger hat jetzt die Tat gestanden.

Der Mord an der 73-jährigen Rentnerin, die im Juni 1982 in ihrer Wohnung im Schleswiger Stadtteil Friedrichsberg ausgeraubt, sexuell missbraucht und getötet wurde, war lange einer dieser "Cold Cases", wie Kriminalisten sagen. Fälle, die nicht geklärt werden können und trotz aller Bemühungen der Ermittler offen bleiben.

Jetzt - 34 Jahre nach der Tat - kann die Flensbuger Polizei einen Erfolg vermelden. Einen 51-jähriger Mann, der früher in der Nähe des Tatorts lebte, sei verhaftet worden, teilten die Ermittler mit. Er habe gestanden und sei zudem durch DNA-Spuren überführt.

Fallanalytiker fanden heraus, dass der Täter gute Ortskenntnisse hatte

Auf die Spur des Tatverdächtigen kam die Polizei durch jahrelange Nachforschungen. 2012 gelang es Spezialisten des Kieler Landeskriminalamts mit neuesten Methoden, ein DNA-Profil des Täters zu rekonstruieren. Darauf wurde ein Jahr später ein Massengentest gestartet, an dem sich 700 Personen beteiligten. Eingeladen waren alle Männer, die im fraglichen Zeitraum im Umkreis des Tatorts wohnten. Fallanalytiker hatten herausgefunden, dass der Täter sich gut ausgekannt haben muss.

Der Mann gehörte zu denen, die wegen Wohnortwechseln seinerzeit nicht an dem Test teilnahmen und deshalb nach teilweise sehr zeitraubenden Anschriftenrecherchen nachträglich gesondert kontaktiert wurden. "Der aktuelle Wohnort war nicht so einfach zu ermitteln", sagte Kriminalhauptkommissarin Susanne Jager, die den Fall bei der Mordkommission bearbeitet. Dabei habe der damals drogenabhängige Jugendliche bis 1980 sogar im gleichen Haus wie sein späteres Opfer gewohnt. Meldedaten von damals seien allerdings oft noch nicht digitalisiert.

Polizisten stellten den berufstätigen Familienvater, der in Ostholstein lebt, schließlich vergangene Woche in Saarbrücken. Wenige Tage zuvor hatte ihn die Flensburger Polizei per Telefon zu einem freiwilligen DNA-Test aufgefordert, dem er dann aber nicht nachkam. Die Polizei vermutet, der Mann habe womöglich Richtung Frankreich fliehen wollen. Auf seiner Flucht verschickte er außerdem eine SMS an "eine Person aus seinem Umfeld", wie eine Polizeisprecherin sagte. Aus dieser Nachricht sei hervorgegangen, dass er für die Tat verantwortlich ist.

Der Verdächtige gab nach seiner Festnahme zu, sein Opfer ausgeraubt und erstickt zu haben. Eine DNA-Probe bestätigte dann später, dass sein Genprofil mit dem des Täters übereinstimmt. Ein Sexualdelikt streitet der 51-Jährige jedoch ab. Er habe bei ihr geklingelt, vorgeblich, um zu telefonieren. Sie habe ihn reingelassen - und ihn anschließend erwischt, wie er ihre Schränke durchwühlte. Daraufhin habe er die Rentnerin getötet.

Obwohl der Verdächtige bereits älter als 50 ist, will die Staatsanwaltschaft nun vor dem Jugendgericht Anklage erheben. Da er zum Tatzeitpunkt noch minderjährig war, drohen ihm bei einer Verurteilung wegen Mordes höchstens zehn Jahre Gefängnis.

© SZ.de/dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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