Krefeld:Baby ertrinkt in der Toilette - Eltern schweigen vor Gericht

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  • Ein junges Paar soll sein Neugeborenes kurz nach der Geburt in der Toilette ertränkt haben. Kinder stoßen später auf die in eine Tüte eingewickelte Babyleiche.
  • Das Paar hätte sich in seiner Lebenssituation mit der Geburt des Kindes überfordert gesehen, sagt die Staatsanwaltschaft zum Prozessauftakt.
  • Die Mutter könnte zur Tatzeit an einer psychischen Störung gelitten haben, einer Borderline-Erkrankung.

Kinder stoßen auf das grausige Verbrechen

Ein Arbeiter hatte den Beutel zuerst entdeckt, ihm aber keine Bedeutung beigemessen. Er zog ihn ans Ufer des kleinen Bachlaufs in Willich am Niederrhein und ließ ihn liegen. Ein Monat verging, dann wagten neugierige Kinder im September 2014 einen Blick hinein - und stießen auf ein grausiges Verbrechen. In eine weitere Tüte eingewickelt lag eine verwesende Babyleiche.

Vor Gericht schweigen die Angeklagten

Seit Montag müssen sich zwei 20-Jährige wegen Totschlags vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Die Eltern sollen ihr Neugeborenes in der Toilette ertränkt haben. Obwohl sie im Ermittlungsverfahren bereits Geständnisse abgelegt hatten, schwiegen die beiden Angeklagten überraschend zu den Tatvorwürfen. Die Vorsitzende Richterin prüft nun, den Ermittlungsrichter in den Zeugenstand zu rufen.

Die Mutter hatte das Kind im vergangenen Sommer in der gemeinsamen Wohnung im niederheinischen Willich zur Welt gebracht. Doch da soll der Tod des kleinen Jungen bereits beschlossene Sache gewesen sein. Während der Geburt habe der Vater vor dem Badezimmer gewartet, so steht es in der Anklage.

Auf Aufforderung habe er der Mutter dann eine Schere und einen Plastikbeutel gereicht. Nach der Entbindung im Badezimmer soll sie das Baby in der Toilette unter Wasser gedrückt haben. Zusätzlich soll sie dem Kind mit einer Schere in den Hals geschnitten haben. Der Schnitt sei aber nur oberflächlich gewesen und keinesfalls tödlich.

Der Vater, damals 19 Jahre alt, soll die Babyleiche dann in jenem Beutel, den später die Polizei zeigte, mit zwei Metallkeilen beschwert in besagtem Bach versenkt haben. Bei einer Verurteilung nach dem Jugendstrafrecht drohen den Eltern bis zu zehn Jahre Haft.

Adoption war nie eine Option

Das Paar hätte sich in seiner Lebenssituation mit der Geburt des Kindes überfordert gesehen. Alternative Möglichkeiten, wie die Freigabe zur Adoption oder die Abgabe in eine Babyklappe seien zwischen den Angeklagten zwar besprochen, schließlich jedoch verworfen worden, so die Staatsanwaltschaft. Zum Ende der Schwangerschaft habe für beide festgestanden, dass sie den kleinen Jungen töten würden.

Laut Staatsanwaltschaft könnte die Mutter zur Tatzeit an einer psychischen Störung gelitten haben, einer Borderline-Erkrankung. Ihre Schwangerschaft soll sie gegenüber Dritten verleugnet haben. Wenige Wochen nach der Tat war das Paar weggezogen: Sie nach Mönchengladbach und er nach Dortmund. Zu diesem Zeitpunkt liefen die Ermittlungen unter Leitung von Chef-Ermittler Ingo Thiel bereits.

Schließlich wurden beide zu einer Speichelprobe gebeten. Ein DNA-Test belegte, dass sie die leiblichen Eltern des toten Kindes sind. Beide gestanden die Tat. Nur den Geburtstag, der wohl auch der Todestag ihres Kindes war, hätten sie nicht genannt. Es war wohl einer der ersten Augusttage 2014.

© Süddeutsche.de/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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