JVA Tegel:Berliner Häftling täuscht Bedienstete mit Attrappe und flieht

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Die Justizvollzugsanstalt Tegel in Berlin. (Foto: dpa)
  • Der 24-Jährige saß wegen wegen Einbrüchen und räuberischer Erpressung in der JVA Tegel.
  • Offenbar war er schon am Mittwoch geflohen, bemerkt wurde sein Fehlen aber erst am nächsten Morgen.
  • Ermittler vermuten, dass er auf einem Lkw floh, der Waren in das Gefängnis lieferte.

Die Meldung klingt durchaus vertraut: Ein Häftling flieht aus einem Berliner Gefängnis - eine Szene, die in den vergangenen Monaten beunruhigend häufig vorgekommen ist. Erst im Dezember gelang vier Häftlingen der JVA Plötzensee eine spektakuläre Flucht, indem sie einen Betonpfeiler in der Gefängnismauer mit Hammer und Winkelschleifer zerstörten.

Diesmal hat sich ein Insasse der JVA Tegel eines gar nicht mal so ausgefallenen Tricks bedient: Wie Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) mitteilte, floh der 24-Jährige wohl schon am Mittwoch, bemerkt wurde das aber erst am nächsten Morgen. Wie es der Mann geschafft hat zu entkommen, wissen die Ermittler noch nicht. Möglicherweise habe er sich auf einem Lastwagen versteckt, der an diesem Tag Waren in das Gefängnis lieferte. Der Fahrer des Lkws sei bereits befragt worden, sei aber nicht verdächtig.

Um sich Zeit zu verschaffen, stopfte der Häftling Kleidung, Toilettenpapier und Stoffreste unter seine Bettdecke, sodass es aussieht, als würde er dort schlafen. Und während die ahnungslosen Bediensteten ihn bei der Zählung der Gefangenen in seiner Zelle glaubten, war er schon längst getürmt.

Der Geflohene war wegen Einbrüchen und räuberischer Erpressung zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt worden, die wäre erst im September 2022 zu Ende gewesen. Zudem laufe noch ein Verfahren wegen bewaffneten Diebstahls gegen ihn. Die Polizei fahndet inzwischen öffentlich nach dem Mann.

So ein Ausbruch scheint aber keine dauerhafte Lösung zu sein. Von den vier Flüchtigen aus der JVA Plötzensee wurde einer bei einem Taschendiebstahl gefasst. Die anderen drei kehrten freiwillig ins Gefängnis zurück. Vielleicht erledigt sich das Problem also von selbst.

© SZ.de/afp/dpa/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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