Justiz:Loveparade-Prozess stockt weiterhin

Verteidigerin antwortet in Düsseldorf mit einer weiteren Besetzungsrüge.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Die juristische Aufarbeitung der Tragödie der Duisburger Loveparade im Juli 2010 kommt nur stockend voran. Zwar wies der Vorsitzende Richter Mario Plein am Mittwoch gleich mehrere Anträge der Verteidiger der zehn Angeklagten zurück, das Verfahren monatelang auszusetzen oder gar ganz einzustellen. Eine Verteidigerin antwortete jedoch prompt mit einer neuen Besetzungsrüge: Aus Sicht der Anwältin ist die 6. Strafkammer des Landgerichts Duisburg kein "rechtmäßiger Richter", da ursprünglich eine andere Kammer desselben Gerichts den Fall behandelt hatte. Anwälte der Hinterbliebenen der 21 Todesopfer deuteten die Antragsflut als Verzögerungstaktik. Das Gericht muss bis Juli 2020 ein Urteil fällen, andernfalls verjährt das Verfahren.

Richter Plein kam der Verteidigung nur in einem Detail entgegen. Zu den Verfahrensakten genommen werden jetzt auch die Protokolle eines Untersuchungsausschusses des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Die 32 Verteidiger argumentieren, erst eine verfehlte Einsatztaktik und Kommunikationsmängel der Polizei hätten die Katastrophe heraufbeschworen. Hingegen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, eklatante Planungsfehler der Stadt und des Veranstalters "Lopavent" hätten von vornherein Leib und Leben der in einem Tunnel zusammengepferchten Menschen riskiert. Auf der Anklagebank in der Düsseldorfer Messehalle sitzen sechs städtische Angestellte und vier Lopavent-Mitarbeiter.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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