Italien:Basta!

Lesezeit: 1 min

Silvio Berlusconi muss seiner Ex-Frau Veronica Lario keine Alimente mehr zahlen - und kriegt einen Batzen Geld zurück.

Von Oliver Meiler, Rom

Alles an dieser Geschichte ist episch und extravagant: die Summen, der Streit, die Protagonisten. Der Rosenkrieg zwischen den früheren Eheleuten Silvio Berlusconi und Veronica Lario dauert schon seit acht Jahren, ist reich an barocken Episoden und nimmt nun eine radikale Wende. Zugunsten des "Drachens", wie Lario Berlusconi in einem offenen Brief einmal nannte. Das Mailänder Berufungsgericht hat am Donnerstag entschieden, dass Berlusconi seiner Ex ab sofort keinen Unterhalt mehr entrichten muss. Bisher zahlte er ihr 1,4 Millionen Euro, pro Monat. Mehr noch: Die ehemalige Schauspielerin, 61, muss die bereits erhaltenen Alimente zurückgeben. Das sind fast 60 Millionen.

Für Berlusconi, der gerade sein politisches Comeback gibt, ist das ein Sieg auf ganzer Linie, ein Triumph, vielleicht noch süßer als der über seine politischen Gegner. Die Berufungsrichter folgten mit ihrem Urteil einem Präzedenzfall, der vor einigen Monaten am Kassationshof, Italiens höchstem Gericht, verhandelt worden war. Da klagte ein ehemaliger Wirtschaftsminister gegen das bis dahin allgemein gültige Prinzip, wonach der geschiedene Partner nach der Trennung ein Leben mit denselben Annehmlichkeiten führen soll, die er davor genossen hatte. Der Minister argumentierte, seine Ex sei wirtschaftlich unabhängig, sie könne selbst für ihren Unterhalt aufkommen.

Er gewann, das Prinzip fiel. Nur wenige Tage später rollten Berlusconis Anwälte den Fall ihres Mandanten neu auf. Lario könne sehr wohl für sich selber aufkommen, hieß es, sie verfüge schließlich über ein Vermögen von mindestens 16 Millionen Euro, über teuren Schmuck, außerdem leite sie mehrere Immobiliengesellschaften. Ihre Anwälte wehrten sich, die Abkehr vom alten Prinzip sei falsch. Doch das brachte nichts.

Berlusconi und Lario hatten sich 1980 kennengelernt, lange bevor der Medienunternehmer in die Politik wechselte. Sie fiel ihm auf der Bühne auf, in einem Theaterstück. Zehn Jahre lang hatten die beiden ein Verhältnis, dann heirateten sie, Berlusconis dritte Ehe. Er setzte die schöne, 20 Jahre jüngere, aber immer reservierte Veronica auch im Wahlkampf ein. Drei Kinder brachte sie zur Welt. Zum Bruch kam es, als Veronica Lario erfuhr, dass sich ihr Mann mit jungen, auch verboten jungen Damen vergnügte.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: