Hitzewelle in Deutschland:Mindestens 18 tödliche Badeunfälle am Wochenende

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Die Rekord-Hitze am vergangenen Samstag und Sonntag hat die Menschen in ganz Deutschland an Meer und Badeseen gelockt - teilweise mit tragischen Folgen: Insgesamt sind mindestens 18 Menschen ertrunken. Darunter viele ältere Männer.

  • Mindestens 18 Menschen sterben am Wochenende beim Baden in deutschen Gewässern, sechs davon in der Ostsee.
  • Eine Frau und ein Mann werden noch vermisst.
  • DLRG-Sprecher: Ältere Männer sind beim Baden leichtsinniger.
  • Immer mehr Kinder können nicht schwimmen.

Traurige Bilanz eines Sommerwochenendes

Mindestens 18 Menschen - darunter 13 Männer und ein Grundschulkind - im Alter zwischen acht und 88 Jahren sind beim Baden in deutschen Gewässern ums Leben gekommen. Allein in Mecklenburg-Vorpommern starben am Wochenende sieben Menschen, auch in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Hessen gab es Badetote. Der Großteil der Toten sind Männern zwischen 40 und 70 Jahren. Sechs Menschen ertranken in der Ostsee.

Frau aus Schleswig-Holstein wird noch vermisst

Ergebnislos blieb in Schleswig-Holstein zunächst die Suche nach einer 47-Jährigen, deren Sachen am Badesee Selker Noor bei Schleswig gefunden wurden. Zuletzt war die Frau am Samstagabend gesehen worden. Im Rhein bei Düsseldorf ertrank wahrscheinlich ein 20-Jähriger. Der Nichtschwimmer hatte beim Besuch der Rheinkirmes mit seiner Familie Abkühlung im Fluss gesucht und tauchte nicht mehr auf. Die Suche mit Booten und Hubschraubern blieb zunächst vergebens.

Zwei Schwimmer konnten reanimiert werden

In Schleswig-Holstein konnten am Wochenende zwei Männer reanimiert werden: Ein 62-Jähriger wurde vor dem Ertrinken im Fluss Wakenitz bewahrt, ein 20-Jähriger wurde aus der Ostsee vor Surendorf gerettet.

446 Badetote im vergangenen Jahr

Vergangenes Jahr ertranken laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) allein in den Ferienmonaten Juni bis Mitte August in deutschen Gewässern etwa 250 Menschen. Ingesamt starben im vergangenen Jahr 446 Menschen in deutschen Flüssen und Seen.

DLRG-Sprecher: Männer sind beim Baden leichtsinniger

Die gefährdeste Gruppe sind Männer über 50. Beim Baden überschätzen Männer häufiger ihr Leistungsvermögen als Frauen, sagte DLRG-Sprecher Martin Janssen. Statistisch seien vier von fünf Badetoten männlich. Sie könnten oft Wassertiefen, Strömungen und Verwirbelungen nicht richtig beurteilen. Besonders gefährdet sei die Gruppe der Männer über 60 Jahren. "Leichtsinn gepaart mit einem geschwächten Herz-Kreislauf-System führen häufig zu Herzversagen, Krämpfen oder schneller Erschöpfung", sagte Janssen.

Unbewachte Strände und Seen werden immer mehr zum Problem

Etwa 80 Prozent der Badetoten waren 2013 an unbewachten Stränden zu beklagen, sagte DLRG-Bundessprecher Martin Janssen. Um Kosten und Verantwortung zu sparen, stellten Eigentümer lediglich Schilder mit der Aufschrift Baden verboten oder Baden auf eigene Gefahr auf. "Wenn offensichtlich ist, dass ein See häufig zum Baden genutzt wird, sollte die Kommune eine Verpflichtung zur Absicherung haben", fordert Janssen daher.

Kinder schwimmen immer schlechter

Und noch eine weitere Entwicklung beunruhigt die Rettungsorganisationen: Immer weniger Kinder können richtig schwimmen. Jeder zweite Grundschulabgänger sei kein guter Schwimmer, sagte Janssen unter Berufung auf eine von der DLRG in Auftrag gegebene Umfrage. Nur 40 Prozent der Kinder hätten das Bronzeabzeichen, das als Einstieg in das sichere Schwimmen gewertet werde. Auch hier sehen die Organisationen die Kommunen in der Pflicht. Die Schließung von Schwimmbädern dürfe nicht dazu führen, dass Kindern der Zugang zum Schwimmunterricht verwehrt werde.

© SZ.de/dpa/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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