High Heels:Leider steil

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Gefährliches Schuhwerk: High Heels sollen die Schuld für allerlei Unannehmlichkeiten tragen, sagt eine britische Studie. (Foto: Alexander Klein/AFP)

Britische Mediziner warnen vor zu hohen Absätzen: Das Risiko gesundheitlicher Schäden sei für Stöckelschuhträgerinnen um fast 150 Prozent höher.

Von Martin Zips

Was Frauen - auch Männer - an Stöckelschuhen fasziniert, das konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Der Gang darauf soll jedenfalls besonders weiblich, ihre Form erregend sein. Doch jenseits aller Appetitlichkeit lauern Abgründe. Mag die bestöckelte Frau auf rotem Teppich begeistern, nasses Kopfsteinpflaster oder schlechter Kleber geben sie schnell der Lächerlichkeit preis. Britische Mediziner haben jetzt in einer High-Heels-Studie herausgefunden, dass das Hallux-valgus-Risiko unter StöckelschuhträgerInnen um bis zu 148 Prozent gegenüber Flachbeschuhten erhöht ist.

Der Hallux valgus ist ein schmerzhafter, genetisch bedingter und durch das Tragen falscher Fußbekleidung begünstigter Schiefstand des Großzehs. Da ist es dann aus mit der Appetitlichkeit. Denn "nichts ist kläglicher als Humor in zu engen Schuhen" (Annette von Droste-Hülshoff). Immerhin, so die Stöckel-Studie, brauchten und brauchen High-Heels-Träger wie Penélope Cruz, Marilyn Monroe, die Lagerhure Yvette aus Brechts "Mutter Courage" oder das Buena-Vista-Model Jorge González angeblich kein erhöhtes Arthrose-Risiko zu befürchten.

Eine der ersten Frauen, die mehr als zehn Zentimeter hohe Absätze in der Öffentlichkeit bevorzugte, soll übrigens Marlene Dietrich gewesen sein. Ob sie unter Hallux valgus litt, könnte nur Maximilian Schell beantworten, einer der wenigen, den sie im Alter noch empfangen hat. Umgefallen oder ausgerutscht ist die Dietrich während ihrer großen Kino- und Chanson-Zeit sicher nie. Dafür war sie viel zu elegant. Nicht ganz ausgeschlossen werden kann bei einer wie ihr allerdings der Einsatz von Stöckeln zur persönlichen Verteidigung. Die britischen Mediziner kennen gleich mehrere solche Fälle, die an den Horrorfilm "Creep" erinnern, in dem ein hoher Schuhabsatz zur Abwehr einer grausigen Kreatur eingesetzt wird. Feministinnen lehnen Stöckelschuhe übrigens als Mittel zur Stigmatisierung der Frau durch den Mann ab. So gesehen wäre auch die rotbeschuhte böse Hexe im "Zauberer von Oz" in Wahrheit ein Opfer des Patriarchats.

Innerhalb von nur zehn Jahren jedenfalls, so behauptet diese Studie, seien 120 000 Frauen in den Notaufnahmen US-amerikanischer Krankenhäuser vorstellig geworden, die dort nie aufgetaucht wären, hätten sie nur flache Pumps getragen. Aber gut. Alles will man den High Heels jetzt auch nicht in die Schuhe schieben.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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