Hells Angels verboten:Razzia bei Kieler Rockern

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Der Innenminister von Schleswig-Holstein hat den Rockerclub Hells Angels in Kiel verboten. Am Morgen wurden die amtlichen Verfügungen den Mitgliedern zugestellt - und die Wohnungen einiger Funktionsträger sowie ein Treffpunkt der Rocker durchsucht. Dabei sollte das Vereinsvermögen sichergestellt werden.

Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie hat den Rockerclub Hells Angels in Kiel verboten. Am frühen Morgen startete die Polizei mit 300 Beamten Durchsuchungen bei Funktionsträgern des Vereins sowie des Hells-Angels-Treffpunktes Sansibar im Kieler Rotlichtbezirk.

Seit dem frühen Morgen durchsuchten Polizeibeamte in Kiel sieben Wohnungen von Mitgliedern der Hells Angels sowie das Vereinslokal Sansibar in der Nähe des Hafens. (Foto: dapd)

Bereits am 18. Januar wurde das Verbot erlassen, nach dem den Hells Angels in Kiel jede Tätigkeit und die Bildung von Ersatzorganisationen untersagt ist. Ihre Vereinskennzeichen dürfen nicht mehr in der Öffentlichkeit verwendet oder verbreitet werden. Die entsprechenden Verfügungen seien den 25 Vereinsmitgliedern, die überwiegend in Kiel wohnen, am Morgen zugestellt worden, teilte das CDU-geführte Innenministerium mit.

"Das ist ein ganz wesentlicher Schlag gegen die Rockerkriminalität in Schleswig-Holstein", sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes, Stefan Jung. Der Verein Hells Angels in Kiel verfolge das Ziel, Gebiets- und Machtansprüche auf dem kriminellen Sektor gegenüber verfeindeten Rocker-Organisationen wie den Bandidos und den Mongols durchzusetzen, begründete Innenminister Schlie das Verbot. Auf das Konto des Vereins gingen Gewalttaten, unerlaubter Waffenbesitz, Straftaten im Zusammenhang mit der Prostitution und dem Betäubungsmittelgesetz.

Nachdem die Hells Angels in Flensburg und die Bandidos in Neumünster bereits im April 2010 untersagt wurden, ist es das dritte Vereinsverbot im Kampf gegen Rockerkriminalität in Schleswig-Holstein. "Die Zeit für ein weiteres Verbot war reif", sagte Schlie. Das Verbot der Hells Angels Kiel gehöre zur Null-Toleranz-Strategie gegen das kriminelle Rockermilieu. Der Rechtsstaat dulde keine kriminellen Parallelgesellschaften. "Was Recht und Gesetz ist, legen ausschließlich die in der Verfassung vorgesehenen Institutionen fest und nicht einige selbst ernannte 'Ordnungshüter' in Lederwesten mit geflügeltem Totenkopf", sagte Schlie.

Nunmehr gibt es laut LKA im Norden noch Clubs der Hells Angels in Lübeck und in Norderstedt sowie der Bandidos in Bad Segeberg.

Polizei verschaffte sich mit Spezialgerät Zutritt

Bei den Durchsuchungen in Kiel seien Gegenstände und Materialien beschlagnahmt worden, teilte eine Sprecher des Kieler Innenministeriums mit. Wie ein Sprecher der Landespolizei ergänzte, mussten die Sicherheitskräfte sich dabei zu nicht geöffneten Wohnungstüren mit Spezialwerkzeug Zutritt verschaffen. Es sei nicht um die Vollstreckung von Haftbefehlen oder die konkrete Verfolgung von Straftaten gegangen, erläuterte der Polizeisprecher.

Die Hells Angels sind nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) deutschlandweit die mitgliederstärkste Gruppierung, gefolgt von den Bandidos, Gremium MC und den Outlaws MC. Derzeit geht das BKA bundesweit von 121 kriminellen Rockergruppierungen mit etwa 500 regionalen Untergruppen und rund 6500 Mitgliedern aus.

© Süddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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