Hannover:Neugeborenes und Skelett eines Säuglings in Koffer gefunden

Lesezeit: 1 min

Ein 19-Jähriger hatte die Polizei gerufen, als er das Mädchen in seiner Wohnung in Hannover entdeckte - die Beamten fanden später sterbliche Überreste eines zweiten Babys.

Grausiger Fund in Hannover: In einer Wohnung in der niedersächsischen Landeshauptstadt ist ein Koffer mit einem lebenden Baby und Skelettteilen gefunden worden. Bei den Knochen handelt es sich um die Überreste eines weiteren Säuglings, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Der 19 Jahre alte Wohnungsbesitzer hatte am Donnerstag die Polizei gerufen, nachdem er das Neugeborene entdeckt hatte. Rettungskräfte brachten das kleine Mädchen in ein Krankenhaus. Sein Gesundheitszustand ist nach ersten Untersuchungen stabil.

Interview mit Sozialpädagogin
:"Frauen entschließen sich nicht, ihr Kind zu töten"

Was bringt Mütter dazu, ihr Baby kurz nach der Geburt zu töten? Beraterin Eva Zattler erklärt, warum die Betroffenen im Affekt handeln, und wie Frauen in Notlagen ihre Schwangerschaft verdrängen.

Von Karoline Meta Beisel

Festnahme am Arbeitsplatz

Im Laufe der weiteren Untersuchungen entdeckten die Polizisten in dem Koffer menschliche Überreste - wie sich herausstellte, die eines weiteren Babys. Die Geburt dieses Kindes liegt nach Angaben der Ermittler vermutlich schon länger zurück. Die mutmaßliche Kindsmutter, die zusammen mit dem 19-Jährigen in der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus lebt, wurde noch am Donnerstag an ihrem Arbeitsplatz festgenommen.

Die Kriminalpolizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags beziehungsweise versuchten Totschlags gegen die 22-Jährige ein. Gegenüber der Polizei schwieg sie bislang zu den Vorwürfen. Die Knochenteile wurden inzwischen in der Rechtsmedizin untersucht. '"Dass es sich um Knochen eines Säuglings handelt, daran haben wir keinen Zweifel", so die Staatsanwaltschaft. Eine Obduktion soll nun Aufschluss über Alter und Geschlecht des toten Babys geben.

Wie die Hannoversche Allgemeine berichtet, sei das Paar erst vor wenigen Monaten mit einem Hund in das Mietshaus im Hannover Stadtteil Vahrenwald, unweit des Zentrums der niedersächsischen Landeshauptstadt, eingezogen. Nachbarn erzählten der Lokalzeitung, dass sie nichts von einer Schwangerschaft der Frau bemerkt hätten.

"Als ich gestern vor dem Haus Polizei gesehen habe, habe ich zuerst an einen Einbruch gedacht", sagt ein Nachbar. Er beschreibt das junge Paar als nett und unauffällig. "Man kennt sich hier, es herrscht ein gutes Verhältnis im Haus".

Die Frau soll einer weiteren Nachbarin zufolge gerade eine Ausbildung angefangen haben. Die 22-Jährige wurde am Freitag einem Haftrichter vorgeführt. Sie sitzt wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kindsmord
:Es war die Mutter

Es sind Taten, die unbegreiflich erscheinen: Mütter, die ihre eigenen Kinder töten. Doch Fälle wie das Verbrechen der Bianca T. in Freising geschehen seit Menschengedenken. Welches Motiv kann das Band zwischen Mutter und Kind zerreißen?

Von Petra Steinberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: