Großbritannien:Easy peasy

Lesezeit: 2 min

Boris Johnson (links) soll erst vor zwei Tagen vom Fernsehprojekt seines Vaters erfahren haben. (Foto: imago)

Der Vater des britischen Außenministers nimmt an einer Dschungelcamp-Show teil, die er gar nicht so genau kennt. Pikant, auch für seinen Sohn Boris Johnson, der offenbar erst vor Kurzem von dem Fernsehprojekt erfuhr.

Von Cathrin Kahlweit, London

Boris Johnson, der so populäre wie schräge britische Außenminister, hat einen Bruder, Jo, der Wissenschaftsminister in der Regierung von Theresa May ist. Seine Schwester, Rachel, ist eine bekannte Publizistin. Jo war vor ein paar Jahren mal Chefstratege von David Cameron - und hatte damit im Rennen um die Rolle des Alphamännchens im Hause Johnson zeitweilig die Nase vorn. Rachel ist, auch aus Ärger über die Rolle ihres älteren Bruders in der Brexit-Kampagne, 2017 in die Partei der europafreundlichen Liberaldemokraten eingetreten und hat Boris öffentlich ein paar Unfreundlichkeiten zugerufen.

Der Guardian schrieb mal über die drei landesweit bekannten Geschwister, Familientreffen bei den Johnsons seien nichts für schwache Gemüter; man könne das Krachen der Geweihe bis auf die Straße hören, wenn sich am Küchentisch die Zwölfender einen Revierkampf lieferten. Und dabei hatte das Blatt den Vater von Boris, Rachel und Jo noch gar nicht erwähnt.

Stanley Johnson, weißblond, bullig und damit seinen Söhnen phänotypisch nicht unähnlich, war ein paar Jahre lang Abgeordneter der Tories im Europaparlament, machte Karriere bei der Weltbank - und ist der Enkel des letzten Innenministers des Osmanischen Reiches, Ali Kemal Bey, der entführt und 1919 ermordet wurde. Eine prominente, bunte, spektakuläre und durchaus selbstbewusste Familie also. Umso seltsamer mutet es jetzt an, dass der alte Herr Johnson, flotte 77, nun der Öffentlichkeit mitgeteilt hat, dass er in der nächsten britischen Version des Dschungelcamps mitmacht: "I am a celebrity, get me out of here".

Britische Medien berichten, Johnson senior habe die Sendung nie gesehen, wisse nicht, was ihn erwarte, habe seinem Sohn Boris auch erst vor zwei Tagen davon erzählt, gehe aber alles in allem davon aus, dass die Angelegenheit "easy peasy", also quasi babyeierleicht werde. Am kommenden Sonntag soll die erste Folge zu sehen sein. Stanley Johnson ist, gemeinsam mit minder bekannten Soap-Stars und Sportlern, bereits nach Brisbane, Australien geflogen und dann in den Springboek Nationalpark weitergereist, wo die Sendung gedreht wird. Dem Mirror sagte er, er sei "sehr aufgeregt".

Zuletzt hatten die Produzenten offenbar auch Ukip-Chef Nigel Farage ein Angebot gemacht, weil sie neben Überlebenstipps, Schönheitsfragen, Ekelanfällen und Selbstdarstellungsmanövern mehr Politik in der Show haben wollten. Farage, Ex-Chef der EU-Austrittspartei, soll mit der Begründung abgelehnt haben, er sei kein "blithering idiot", kein verdammter Idiot, was einige Zeitgenossen bezweifeln.

Stanley Johnson nun, der sich auch als Autor zahlreicher Bücher einen Namen gemacht hat, könnte eventuell über seine Söhne Boris und Jo, über den Brexit und Theresa May schwadronieren, was dem australischen Camp eine neue Note geben würde. Johnson selbst hat seine Teilnahme allerdings damit begründet, er müsse dringend abnehmen; die Dschungeldiät werde dabei helfen. Außerdem liebe er Australien. Von Sohn Boris, sonst nie um eine lässige Bemerkung verlegen, war zu diesem ruhmreichen Projekt bisher noch nichts zu hören.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: