Großbritannien:Ach, Boris!

(Foto: imago/Sven Simon)

So richtig rund lief es in der Beziehung zwischen den Deutschen und ihrem einstigen Tennis-Superstar zuletzt nicht mehr. Jetzt kündigt sich neues Unheil an.

Von Michael Neudecker

Boris Becker konnte fliegen in Wimbledon, er flog, wenn er dort spielte, er fliegt auch jetzt noch, wenn er als Trainer da ist. Boris Becker und Wimbledon, das ist keine Floskel, sondern ein Gefühl, das jeder spürt, der das einmal erlebt hat. Bei seinem ersten Sieg 1985 war er 17 Jahre alt, die Deutschen liebten Bum-Bum-Boris, die Briten liebten ihn auch. Aber viele Jahre später ist Bum-Bum-Boris ins gesellschaftliche Leben übergetreten, da flog er nicht mehr, und die Liebe der Deutschen erkaltete. Vor ein paar Jahren hat er sich im Fernsehen versprochen, er hat einen Satz beendet mit: " . . . dass ich stolz, Deutscher zu bin", danach ist er verspottet worden, das war oft so in Deutschland: ach, der Boris. Inzwischen lebt er in Wimbledon, er hat ein schönes, großes Haus in Fußweite der Tennisanlage, er sagt gern, wie wohl er sich da fühlt, wo die Liebe immer noch so frisch ist wie am ersten Tag. Es ist also nur konsequent, wenn er wirklich tut, was er nun in der BBC ankündigte, nämlich sich um die britische Staatsbürgerschaft zu bemühen. Die Briten werden ihn dafür noch mehr lieben, und wir, die hämischen Deutschen? Wir sollten uns schämen.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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