Gerichtsentscheidung in New York:Polizist mit Kannibalismus-Phantasien wieder auf freiem Fuß

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Im Internet äußerte der Polizist Kannibalismus-Phantasien, aber er setzte seine Neigungen nie in die Tat um. Nachdem er dennoch 21 Monate im Gefängnis verbracht hat, hat ein Richter in New York den Schuldspruch gegen den "Cannibal Cop" jetzt aufgehoben.

  • Richter in New York hebt Schuldspruch gegen ehemaligen Polizisten auf, der im Internet Kannibalismus-Phantasien geäußert hatte
  • Der Mann kommt gegen Kaution frei
  • Anwälte begrüßen die Entscheidung des Gerichts

Der Polizist mit Kannibalismus-Phantasien

Er setzte seine Gewaltphantasien nie in die Tat um, dennoch verbrachte er 21 Monate in Haft. Jetzt ist ein früherer New Yorker Polizist, der im vergangenen Jahr wegen seiner im Internet geäußerten Kannibalismus-Neigungen ins Gefängnis kam, wieder auf freiem Fuß.

Ein Richter in der US-Metropole hob am Dienstag den Schuldspruch einer Jury vom März 2013 wegen unzureichender Beweise auf und ordnete die sofortige Freilassung an. Der 30-jährige Ex-Polizist, der in US-Medien als "Cannibal Cop" bekannt ist, hatte sich ausgemalt, wie er Frauen entführt, ermordet und verspeist.

Die Begründung des Richters für die Freilassung

Richter Paul Gardephe erklärte in seinem Urteil am Dienstag, dass trotz der "abartigen und verdorbenen" Phantasien kein Verbrechen stattgefunden habe. "Niemand wurde je entführt, keine Entführung wurde je versucht, und in der realen Welt wurden keine Schritte unternommen, um jemanden zu kidnappen", schrieb Gardephe. Der Fall sei zwar ungewöhnlich, aber dennoch wegweisend für das Internetzeitalter, so der Richter, denn er berühre die Frage: Ab wann wird ein virtuelles Verbrechen im Chatroom zu einem strafbaren Verbrechen in der realen Welt?

Auch wenn der Richter diese Frage zugunsten des Angeklagten beantwortete, gibt es gleichwohl Vorsichtsmaßnahmen: Der ehemalige Polizist kam nur gegen eine Kaution von 100 000 Dollar (73 000 Euro) frei. Außerdem muss er eine elektronische Fußfessel tragen, sich einer psychologischen Untersuchung unterziehen und darf nicht das Internet benutzen. Denn das Verfahren gegen V. ist noch nicht beendet, die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.

Die Reaktion des Polizisten und seiner Anwälte

"Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die durch mein kindisches Verhalten geschockt, verstört oder verletzt wurden", so wird der 30-Jährige in der Online-Ausgabe der New York Daily News zitiert, als er das Bundesbezirksgericht in Manhattan verließ.

Die Anwälte des Polizisten begrüßten die Entscheidung des Gerichts: "Es hat bestätigt, was wir seit Anfang dieses Falls gesagt haben - er hat sich nichts weiter zu Schulden kommen lassen als sehr unkonventionelle Gedanken", sagte Strafverteidigerin Julia Gatto. "Wir stecken Menschen für ihre Gedanken nicht ins Gefängnis", so die Anwältin.

Die Hintergründe des Falls

Die Ankläger werfen dem Ex-Polizisten vor, mit Hilfe von Polizei-Dateien Informationen über etwa 100 potenzielle Opfer gesammelt zu haben. Im Internet pflegte er in einschlägigen Foren einen Gedankenaustausch über Kannibalismus. Die frühere Ehefrau des Angeklagten hatte auf dem Computer die dunkle Seite ihres Mannes entdeckt und die Behörden informiert.

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