Frankreich:Ende einer Geburtstagsfeier

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Ermittler in Rouen untersuchen die völlig ausgebrannte Bar. (Foto: dpa)

Beim Brand in einer Bar sterben in Nordfrankreich 13 junge Menschen - ein weiterer Schock für die gebeutelte Region. Gerade erst war in Rouen des ermordeten katholischen Priesters gedacht worden.

Es sollte eine fröhliche Feier werden, im engen Keller der Bar "Au Cuba Libre". Eine junge Frau feierte in der Nacht auf Samstag ihren Geburtstag, gerade trug jemand die mit vielen Kerzen geschmückte Geburtstagstorte die steilen Treppen herunter. Da stürzte der Gratulant. Sofort setzten die Kerzen das Isoliermaterial der Kellerdecke in Brand. So berichten es die Ermittler. In Windeseile brannte der ganze Keller. Für 13 junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren kam jede Hilfe zu spät. Sie erstickten durch die giftigen Gase, die durch das Feuer freigesetzt wurden. Auch die Feiernde ist unter den Toten. Von sieben Verletzten schwebte am Sonntag noch eine in Lebensgefahr.

"Ich war gerade im Erdgeschoss was trinken, als wir das Feuer sahen. Es war wie ein Flammenwerfer, alles ging sehr schnell", erinnert sich eine Augenzeugin. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten gleich betont, es habe keine Explosion gegeben - von einem Terrorakt sei nicht auszugehen. Vielmehr von einem Unfall.

Denn Rouen steht noch unter dem Schock des Mordes an einem katholischen Priester in der nahe gelegenen Kleinstadt Saint-Etienne-du-Rouvray. Zwei jugendliche Islamisten hatten den 85-jährigen Pater Jacques Hamel am 26. Juli während der Messe getötet. Bei der Trauerfeier am Dienstag gaben ihm 2000 Menschen in der Kathedrale von Rouen das letzte Geleit.

Das Unglück in der Bar war der schlimmste Brand in Frankreich seit mehr als zehn Jahren: Am 4. September 2005 waren bei einem Brand in einem Wohnhaus in L'Hay-les-Roses bei Paris 18 Menschen ums Leben gekommen. Am 1. November 1970 starben bei einem Feuer in einer Diskothek in Saint-Laurent-du-Pont im Osten Frankreichs 146 überwiegend junge Menschen. Und jetzt das.

Bald kam die Frage auf, wer wohl Mitschuld tragen könnte, an dem Inferno. Laut Innenminister Bernard Cazeneuve wurde eine "gerichtliche Untersuchung" eingeleitet. Bei den Ermittlungen werde eine Rolle spielen, ob die Bar die Sicherheitsnormen einhielt und wie es um die Notausgänge bestellt war, sagte er.

Rußspuren, zerborstene Glasscheiben, eine verbrannte Markise. An dem mit Metallgittern abgeriegelten Unglücksort legen Menschen Blumensträuße nieder. Viele Jugendliche stehen herum - sie haben ihre Freunde verloren. Die Mutter eines 18 Jahre jungen Mädchens, das gerade das Abitur bestanden hatte und auch auf der Feier war, weint. Ihre Tochter, sagt sie, wollte unbedingt Krankenschwester werden. Nun lebe sie nicht mehr.

© SZ vom 08.08.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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