Es gibt zwei ikonische Fotos, die das Ende des Zweiten Weltkriegs dokumentieren. Das eine stammt von dem russischen Militärfotografen Jewgeni Chaldej und zeigt Soldaten der Roten Armee, die in Berlin die sowjetische Flagge auf dem zerschossenen Reichstag hissen. Das andere stammt von dem amerikanischen Fotoreporter Alfred Eisenstaedt und wurde am 14. September 1945 in New York aufgenommen. Auf dem Times Square feierten an diesem Tag die Menschen die Kapitulation Japans und das Ende des Krieges im Pazifik. Und ein Matrose umarmte eine Krankenschwester und gab ihr einen Kuss.
Bis heute ist nicht geklärt, wer die beiden Personen auf dem Foto wirklich sind, das wenig später ganzseitig in dem legendären Magazin Life veröffentlicht wurde. Insgesamt elf Männer und drei Frauen haben über die Jahre den Anspruch erhoben, der Matrose oder die Krankenschwester gewesen zu sein. Eine der Frauen war Greta Friedman, die 1924 geborene Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus der Wiener Neustadt, der seine vier Kinder rechtzeitig ins sichere Ausland schicken und so vor den Nazis und dem Holocaust retten konnte. Er und seine Frau wurden ermordet, Greta kam 1939 in die Vereinigten Staaten. Im September 1945 arbeitete sie in Manhattan in einer Zahnarztpraxis, deswegen trug sie das weiße Schwesternkleid. "Das ist genau meine Figur, was ich damals anhatte und vor allem meine Frisur", sagte sie einmal über die Frau auf dem Foto, von der sie sicher war, dass sie es ist.
Umstritten ist auch, ob das Bild tatsächlich einen Moment der Freude zeigt. Nach heutigen Maßstäben wäre es wohl schlicht sexuelle Nötigung, wenn ein Mann eine fremde Frau packt und küsst. "Das war kein romantischer Augenblick", hat Greta Friedman einmal über diesen aufgezwungenen Kuss gesagt.
Am Donnerstag ist Greta Friedman, die Krankenschwester vom Times Square, gestorben. Sie wurde 92 Jahre alt.