Flucht vor Militärdienst:Russischer Deserteur versteckt sich elf Jahre im Wald

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  • Ein russischer Fahnenflüchtiger wurde nach elf Jahren im Wald gefunden.
  • Die Umstände sind rätselhaft: Seine Familie hat eine falsche Leiche beerdigt, die Behörden nennen "familiäre Gründe" als Grund für seine Flucht aus dem Wehrdienst.

Elf Jahre lang hat er sich versteckt, in den Wäldern Kamtschatkas, einer abgelegenen russischen Region im äußersten Osten des Landes, 9000 Kilometer von Moskau entfernt. Elf Jahre Einöde, ganz allein. Jetzt wurde ein russischer Deserteur gefunden - obwohl eigentlich schon lange niemand mehr nach ihm gesucht hat.

Der inzwischen 30-Jährige lebte offenbar völlig abgeschottet im Wald. Der Polizei sagte er der Nachrichtenagentur Tass zufolge, er habe sich dort ein Haus gebaut - aus altem Baumaterial, das er in der Nähe der nächstgelegenen Stadt gefunden hatte. Um zu überleben, sammelte er Beeren, Pilze und ging fischen. Außerdem soll er auf einer Schweinefarm ausgeholfen und sich so das Nötigste dazuverdient haben, berichtet der Guardian.

Den Falschen identifiziert

Gesucht hat ihn angeblich niemand mehr: Sogar seine Familie soll ihn für tot gehalten haben. Die Behörden hatten ihre Arbeit wenige Monate nach dem Verschwinden des Soldaten eingestellt. Denn: Seine Angehörigen hatten eine Leiche als ihren Verwandten identifiziert und den falschen Leichnam begraben.

Zwei Jahre Militärdienst hätte der junge Russe ableisten müssen. Nur ein Jahr hielt er durch, dann entschied er sich offenbar zu desertieren. Das war 2004. Warum genau, ist unklar. Die Behörden nennen "familiäre Gründe" als Anstoß für die Flucht.

Bis zu sieben Jahre Gefängnis

Auf Fahnenflucht stehen nach russischem Recht bis zu sieben Jahre Gefängnis. Allerdings ist nicht klar, ob der Mann tatsächlich bestraft wird. Denn wie der russische Nachrichtensender NTV berichtet, ist seine Tat möglicherweise verjährt. Zudem hat sich das Gesetz inzwischen geändert: Es besteht nur noch ein Jahr Wehrpflicht.

Eine Expertin sagte dem Guardian außerdem, dass es zu der Zeit, als der 30-Jährige geflohen war, in der Region viele Deserteure gegeben habe. Einige hätten sich über Jahre hinweg in Kellern versteckt. Die meisten von ihnen seien mit einem psychologischen Gutachten ohne Strafe davongekommen.

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