Feuer im Europapark:Norwegen ist abgebrannt

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Feuer gehört im Europa-Park zu den Attraktionen, allerdings in Form von flackernden roten Glühbirnen. Am Wochenende brannte es tatsächlich. (Foto: AFP)

Im Europa-Park gehört Feuer zum Programm, allerdings in Form flackernder roter Glühbirnen. Nun brach wirklich ein Brand aus und zerstörte einen ganzen Themenbereich, 25 000 Besucher mussten in Sicherheit gebracht werden.

Von Dieter Sürig

"Piraten in Batavia" ist eine der beschaulicheren Attraktionen im Europa-Park Rust. Die Besucher fahren mit einem Boot über dunkle Kanäle, die von Szenen aus der früheren Kolonie Niederländisch-Ostindien gesäumt werden. Irgendwann gerät der Abenteurer in ein Piraten-Scharmützel, und einer der Höhepunkte der siebeneinhalbminütigen Fahrt ist der Brand in der Hafenstadt Batavia, dem heutigen Jakarta in Indonesien. Die Flammen sind allerdings bloß flackernde rote Lichter. Am Samstag ist diese Fiktion unvermittelt Realität geworden. Als Mitarbeiter am frühen Abend Rauch bemerkten, der nicht zum Programm gehört, schlugen sie Alarm, das Fahrgeschäft wurde sofort evakuiert, wie Engelbert Gabriel von der Geschäftsleitung sagte. Wenig später war Batavia tatsächlich abgebrannt.

Beim größten Feuer in der rund 40-jährigen Geschichte des Parks nördlich von Freiburg wurde nicht nur das 1987 eröffnete Batavia-Areal ein Raub der Flammen, sondern auch der Themenbereich Norwegen, in dem viel Holz verbaut ist. Die Ursache war am Sonntag noch unklar. Nach Angaben der Feuerwehr brannte zunächst eine Lagerhalle, dann griff das Feuer auf die Attraktionen über. Bis zu 25 000 Besucher hielten sich nach Angaben der Polizei Offenburg zu dem Zeitpunkt noch im Park auf, alle konnten sich in Sicherheit bringen. Der Park habe auch wegen "des tadellosen Verhaltens der Parkbesucher" zügig geräumt werden können. Allerdings wurden sieben Feuerwehrleute leicht verletzt.

Abgesehen von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe ist die Betreiberfamilie Mack relativ glimpflich davongekommen. Der Park öffnete am Sonntagmorgen wieder, selbst eine zweistündige Fernsehshow der ARD auf dem Gelände konnte am Vormittag live ausgestrahlt werden.

Am Vorabend hatte es zunächst nicht danach ausgesehen, als ob der Europa-Park seinen Betrieb so schnell wieder würde fortsetzen können. Kurz nach 18 Uhr entwickelte sich über dem Themenbereich Niederlande, zu dem die Piratenfahrt gehört, eine schwarze Rauchsäule, die Schlimmstes befürchten ließ. Luftaufnahmen und zahlreiche Videos in den sozialen Netzwerken zeigten lodernde Flammen, Anwohner wurden aufgefordert, ihre Fenster zu schließen. Nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums waren gut 550 Rettungskräfte im Einsatz. Kurz nach Mitternacht meldete die Polizei, dass das Feuer unter Kontrolle sei. Innenminister Thomas Strobl lobte die Rettungskräfte: "Sie haben trotz der schwierigen und kritischen Ausgangslage eine großflächige Ausbreitung im Freizeitpark verhindert." Kriminaltechniker hätten die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen, teilten die Staatsanwaltschaft Freiburg und das Polizeipräsidium Offenburg mit. Im Einsatz sei auch ein Experte des Landeskriminalamtes.

25 000 Besucher waren im Park, als sich über den Themenbereich Niederlande eine schwarze Rauchsäule ausbreitete. (Foto: Joost Derijck/dpa)

Kritik vereinzelter Parkbesucher wegen verspäteter Warndurchsagen und daran, dass viele Fahrgeschäfte trotz des Brandes zunächst weiterbetrieben worden seien, weist Geschäftsleiter Gabriel zurück. Das Sicherheitssystem habe sich bewährt, auf Warndurchsagen im gesamten Park habe man bewusst verzichtet, um eine Panik zu verhindern. Bis 19.30 Uhr sei das Areal komplett evakuiert worden.

"Ein trauriger Tag für den Europa-Park", twitterte Geschäftsführer Michael Mack und dankte allen, "die uns geholfen haben, unser Lebenswerk zu retten". Nach Angaben einer Parksprecherin sei neben Batavia und Norwegen auch das Kostümlager betroffen. Von etwa 100 Attraktionen seien lediglich drei geschlossen, darunter das beliebte Fjord Rafting. "Wir hoffen, dass wir die nicht nutzbaren Bereiche bald wieder öffnen können." Angesichts der vergleichsweise geringen Einschränkungen gebe es keine Rabatte für Besucher. Der Sprecherin zufolge kamen bis Sonntagmittag trotz des Feuers etwa 15 000 Menschen in den Park. Um die Brandstelle herum lag nach Schilderungen von Augenzeugen noch beißender Geruch in der Luft.

Der Europa-Park ist mit 5,7 Millionen Besuchern im Jahr der beliebteste Freizeitpark Deutschlands und lag im vergangenen Jahr europaweit auf Platz zwei hinter Disneyland Paris (9,7 Millionen), wie der Welt-Branchenverband Themed Entertainment Association ermittelt hat.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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