Drähte ragten aus dem Schulranzen
Ahmed Mohamed ist ein schlauer Junge - und vermutlich auch recht friedlich. Auf jeden Fall ist der 14-Jährige aus Irving in der Nähe der US-Großstadt Dallas ein leidenschaftlicher Bastler. Er baut seine eigenen Radios und repariert sein Gokart selbst. Dann wollte er seine Mitschüler und Lehrer mit einer selbstgebauten Uhr überraschen - und wurde von der Polizei in Handschellen abgeführt.
Der Neuntklässler hatte aus mehreren Bauteilen eine große Uhr zusammengeschraubt, deren Drähte und Schaltteile aus seinem Schulranzen ragten - und die während der Unterrichtsstunde piepte. Ahmeds Englischlehrerin dachte, ihr Schüler habe eine Bombe gebaut, und alarmierte Direktor und Polizei. Ahmeds Beteuerungen waren vergebens. Er wurde abgeführt, von sechs Polizisten vernommen. Ihm wurden Fingerabdrücke abgenommen, und er wurde stundenlang festgehalten.
Vater äußert Rassismus-Verdacht
Die Polizei erklärte, es könne sein, dass sich Ahmed wegen des Baus einer Bombenattrappe verantworten müsse. Die Dallas Morning News zeigten ein Video des dunkelhäutigen Jungen, der in seinem Zimmer, das einem Elektrolager gleicht, ernst in die Kamera spricht. Ahmed sagt, er liebe das Basteln. In der Middle School sei er Mitglied des Roboterclubs gewesen. "Jetzt, an der High School, weiß keiner so richtig, was ich mache", sagt er. Er schraube einfach wie früher an Sachen.
Der aus dem Sudan in die USA eingewanderte Vater sagte: "Ahmed möchte gute Sachen für die Menschen erfinden. Aber weil er Mohamed heißt und auch wegen des 11. September, ist er schlecht behandelt worden." Ahmed durfte nach dem Vorfall drei Tage lang nicht zur Schule gehen. Er hat geschworen, nie mehr eine Erfindung mit zur Schule zu nehmen.
Die Reaktion des US-Präsidenten
Er kann sie aber mit ins Weiße Haus nehmen. US-Präsident Barack Obama lud den Jungen kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls per Tweet zu sich ein. Auf Twitter hat sich der Hashtag #IStandWithAhmed zur Unterstützung des 14-Jährigen etabliert.
Der Branchendienst Topsy kommt auf 800 000 Tweets im Laufe eines Tages.
Ahmed Mohamed äußert sich im Video
Die Polizei wird keine Anklage erheben. Der Fall gilt als abgeschlossen. Der Schüler hat sich mittlerweile in einer Pressekonferenz geäußert: "Ich bin die Person, die eine Uhr gebaut und dafür jede Menge Ärger bekommen hat", sagte er, sichtlich amüsiert. Er wolle nun die Schule wechseln. Die Polizei hatte den Jungen zuvor ohne Anwalt verhört. Damit wurde gegen geltendes Recht verstoßen, wie die Nachrichten-Seite Daily Beast anmerkt.
Mohamed bejahte eine Frage aus dem Publikum, ob er das Angebot des Präsidenten annehmen werde, woraufhin die Menge in Jubel ausbrach. Die Festnahme von Ahmed wird in den US-Medien heftig kritisiert.
Facebook, Google, Twitter: Alle wollen Ahmed
Die Tech-Firmen aus Silicon Valley haben sich ebenfalls in die Debatte eingeschaltet. Ahmed Mohamed kann nun auswählen, ob er:
- ein Praktikum bei Twitter macht
- Mark Zuckerberg besucht und sich die Büroräume von Facebook anschaut
- dieses Wochenende an Googles Wissenschaftsmesse teilnimmt
- der Elite-Uni Massachusetts Institute of Technology (MIT) einen Besuch abstattet
- sich mit NASA-Projekten vertraut macht
- mit dem kanadischen Astronauten Chris Hadfield eine Wissenschafts-Show besucht
Auf das Angebot des MIT hat Mohamed bereits reagiert: " Liebend gern. Das ist meine Traumschule!"