Falsch deklariert aus Rumänien:Pferdefleisch-Skandal schwappt nach Frankreich

Pferdefleisch, Skandal, Großbritannien

Kein schlechtes Fleisch: Metzger in einer  Pferdemetzgerei in Waiblingen, die nichts mit dem aktuellen Skandal zu tun hat (Archiv 2000)

(Foto: DPA)

Der Skandal um falsch deklariertes Fleisch zieht weitere Kreise: Jetzt ziehen auch sechs französische Einzelhandelsketten Fertiggerichte zurück, die im Verdacht stehen, Pferdefleisch an Stelle von Rindfleisch zu enthalten.

Von Stefan Ulrich, Paris

Der Skandal um als Rindfleisch ausgewiesenes Pferdefleisch zieht immer weitere Kreise. Der französische Einzelhändlerverband FCD teilte am Sonntag mit, sechs französische Einzelhandelsketten zögen Fertiggerichte zurück, die im Verdacht stünden, Pferdefleisch an Stelle von Rindfleisch zu enthalten. Betroffen sind die Firmen Auchan, Casino, Carrefour, Cora, Monoprix und Picard. Der französische Verbraucherminister Benoît Hamon sagte, es sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Fälle von falsch deklarierten Tiefkühlprodukten aufgedeckt würden. Mit ersten Ergebnissen der eingeleiteten Untersuchung sei am Mittwoch zu rechnen.

Der Skandal war in Großbritannien ausgebrochen. Nach Angaben der dortigen Aufsichtsbehörde FSA enthielten angeblich mit Rindfleisch hergestellte Produkte des Tiefkühlkost-Konzerns Findus, etwa Lasagne, bis zu hundert Prozent Pferdefleisch. Tausende Menschen sollen unwissentlich Pferdfleisch gegessen haben.

Der britische Umweltminister Owen Paterson sagte, es könnte "weitere schlechte Nachrichten geben". Noch ist unklar, inwieweit Produkte in anderen Ländern betroffen sind. Das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium verschärfte die Kontrollen.

"Zwei Opfer"

Das Pferdefleisch soll aus rumänischen Schlachtbetrieben stammen. Behördenangaben zufolge gelangte es über Zwischenhändler auf Zypern und in den Niederlanden an das französische Unternehmen Spanghero. Von dort ging das Fleisch an die französische Firma Comigel, die die beanstandeten Tiefkühlprodukte herstellte. Comigel verkaufte solche Fertiggerichte an Findus, welches wiederum Supermarkt-Ketten belieferte. Da Comigel Fertigprodukte in 16 Ländern vermarktet, könnte es zu weiteren Enthüllungen kommen.

Matthieu Lambeaux, der Chef von Findus Frankreich, versicherte, seine Firma habe nichts von dem Pferdefleisch gewusst. "Es gibt in dieser Affäre zwei Opfer: Findus und den Verbraucher." Sein Konzern werde am Montag Anzeige wegen Betrugs erstatten. Findus betonte zugleich, für die Verbraucher bestehe keine Gesundheitsgefahr.

Die Firma Spanghero kündigte an, ihre rumänischen Lieferanten zu verklagen. Man habe Rindfleisch mit der Herkunftsbezeichnung Europa gekauft und verkauft. Sorin Minea, der Chef des Verbands der rumänischen Lebensmittelhändler Romalimenta, versicherte dagegen, der französische Importeur müsse gewusst haben, dass es sich nicht um Rindfleisch handelte. "Pferdefleisch hat einen besonderen Geschmack, eine besondere Farbe und eine besondere Beschaffenheit."

Frankreichs Minister Hamon betonte, die staatlichen Aufsichtsbehörden trügen keine Schuld in dem Skandal. "Ich kann nicht hinter jeden Hackbraten einen Beamten stellen."

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