Fahndung nach Thomas Wolf:Die Fluchtwege des Erpressers

Thomas Wolf gilt als soziales Chamäleon, vor wenigen Tagen entwischte er der Polizei erneut: Wo sich der flüchtige Schwerverbrecher seit März aufhielt.

Die Fahnder haben bei der Suche nach dem Millionenerpresser Thomas Wolf eine Fülle neuer Anhaltspunkte. Wie die Frankfurter Polizei am Dienstag mitteilte, hat sich der bewaffnete 56-Jährige im April unter anderem in Berlin und München aufgehalten und könnte bei seiner Flucht am 1. Mai im Landkreis Oldenburg (Niedersachsen) von einem ahnungslosen Taxifahrer oder per Anhalter mitgenommen worden sein.

Fahndung nach Thomas Wolf: Thomas Wolf: Flucht quer durch Deutschland.

Thomas Wolf: Flucht quer durch Deutschland.

(Foto: Foto: AP)

Die Fahnder setzen auch auf die Mithilfe von Apotheken: Wolf brauche dringend wegen einer Schilddrüsenkrankheit das verschreibungspflichtige Medikament "L-Thyroxin". In dem am 1. Mai im Wald von Harpstedt aufgefundenen Fluchtwagen wurden Reste einer solchen Packung gefunden.

Die Spur von Wolf, der zu den in Deutschland meistgesuchten Gewaltverbrechern gehört, verliert sich laut Polizei bisher im Bereich Dünsen/Harpstedt. Dort hatte er den von ihm gemieteten VW Golf Variant in weichem Untergrund festgefahren und war gegen einen Baum geprallt.

Wolf hatte am 27. März in Wiesbaden die Ehefrau eines Bankiers verschleppt und 1,8 Millionen Euro Lösegeld erpresst. Nach Angaben von Jägern, die Wolf in den frühen Morgenstunden des 1. Mai im Wald zwischen Dünsen und Harpstedt-Holzhausen gesehen haben, trug der Verbrecher ein graues Polohemd, eine dünne blousonartige Windjacke, eine lange schwarze Freizeithose und olivfarbene Schnürschuhe, die teilweise offen waren. Wolf trug eine Brille mit goldfarbener Fassung wie auf dem Fahndungsfoto und hatte einen dunklen Rucksack bei sich.

Die Ermittler haben in einem Bewegungsbild nachvollzogen, wo sich der Schwerverbrecher aufhält: Am 31. März hat er demnach in einem Parkhaus in Berlin zwei Paar Kennzeichen gestohlen, und zwar M-XA 8036 und AP-FY 43, Letzteres war am Fluchtauto montiert.

In München hielt sich Wolf nach Einkaufsbelegen vom 13. Bis 16. April auf, vielleicht auch schon Tage zuvor.

Am 14. April kaufte er in einem Fachgeschäft ein dunkelblaues Herren-City-Rad der Marke "Winora", Typ: Orinoco. Damit dürfte er aus dem Wald geflüchtet sein.

In Berlin bemühte er sich aktiv um eine Wohnung, und zwar am 22. Und 23. April.

Am 27. April war er in Bremen, parkte in einem Parkhaus und besuchte das Hallenbad Huchting.

Auch in Frankfurt, wo der mit internationalem Haftbefehl Gesuchte neun Jahre lang unauffällig gelebt hatte, war Wolf gerne schwimmen gegangen.

Ende April hielt er sich im Kreis Delmenhorst und Harpstedt auf und schlief anscheinend auch im Auto.

Erpresser auf Wohnungssuche

Darin befanden sich außerdem noch die amtlichen Kennzeichen KT-LV 44 (Kitzingen), die bereits im Februar - also noch vor der Entführung - im Bereich Würzburg entwendet wurden.

Die Fahnder hoffen, Wolf mit Hilfe von Zeugen zu fassen. 100.000 Euro sind für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Der Fall wird erneut am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" ausgestrahlt.

Die Polizei weist darauf hin, dass Wolf das Fahrrad ohne Sattel (der lag im Auto) möglicherweise im Bereich Bremen oder an anderen Örtlichkeiten abgestellt hat. Sie sucht Zeugen für seine Aufenthalte in München, Bremen und Berlin. "Besonders wichtig wären hier Hinweise im Zusammenhang mit der Wohnungssuche."

Auch bei Freizeitaktivitäten - Schwimmen, Sauna, Fitnesstraining, Fahrrad fahren - könnte der etwa 1,85 Meter große Wolf jemandem aufgefallen sein. Hinweise nimmt die Polizei unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 - 110 33 33 entgegen.

In dem Auto waren nur einige Tausend Euro gefunden worden. Von dem Großteil des Lösegelds fehlt bisher noch jede Spur.

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