Eventplaner über abgesagte Flughafen-Eröffnung:"Das Herz schmerzt"

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40.000 Gäste sollten kommen, Sekt und Semmeln waren bestellt. Doch da die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg verschoben ist, ist auch die Party abgesagt. Planer Gerald Ponesky macht auf den Schock erst einmal Urlaub.

Martin Zips

Die Feier war für den 24. Mai geplant. Gemeinsam mit 300 externen Helfern hatte Gerald Ponesky, 59, eine Party für 40.000 Besucher konzipiert. Jetzt, da der Berliner Flughafen nicht rechtzeitig fertig wird, gibt es vorerst kein Fest. Ponesky, der aus der DDR stammt, hat von Arbeiterfeiern über das Bruce-Springsteen-Konzert 1988 in Ostberlin bis zu SPD-Parteitagen schon allerlei organisiert. So etwas hat er jedoch noch nie erlebt.

Noch nicht freigegeben: Die Inbetriebnahme des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg wurde abermals verschoben - damit ist auch die große Eröffnungsfeier abgesagt. (Foto: dpa)

SZ: Herr Ponesky, Sie ziehen sich gerade auf Ihr Boot zurück?

Gerald Ponesky: Ja. Nach diesem Super-GAU haben wir uns alle ein paar freie Tage verdient. Wir waren voller Adrenalin und hätten gerne durchgerockt. Aber jetzt werde ich erst einmal auf meinem Boot am Seddiner See Kraft tanken.

SZ: Wir stellen uns das so vor: Eine Hochzeit mit 40.000 Gästen ist geplant - in der letzten Minute sagt die Braut ab.

Ponesky: Genauso ist es! Zuerst denkt man: der arme Bräutigam. Das Herz schmerzt - dann auch die Geldbörse. Und Sie müssen sich ja mal vorstellen, mit welchem Ehrgeiz wir vor eineinhalb Jahren in den Ideenwettbewerb eingestiegen sind. Wir wollten diese Mugge unbedingt haben.

SZ: Mugge?

Ponesky: Musikalisches Gelegenheitsgeschäft. Wissen Sie: Es geht hier ja nicht um eine Autohauseröffnung, sondern um den neuen Hauptstadtflughafen.

SZ: Waren auch die Semmeln schon bestellt?

Ponesky: Alles. Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Übermorgen hätten wir mit dem Aufbau begonnen. Natürlich hängen da auch Existenzen dran. Aber wenigstens sind die Signale aus der Flughafengesellschaft eindeutig: All das, was bereits an Arbeit stattgefunden hat, wird auch bezahlt. Es gab auch schon Proben ohne Ende. Die Logistik, das Sicherheitskonzept, die Filme, die Choreographien, die Flughafen-Musik von Paul van Dyk ...

SZ: Das Fernsehen wollte zum Flughafenumzug 24 Stunden live senden.

Ponesky: 500 Ihrer Kollegen haben sich akkreditiert. Auf dem Computer hatten wir die Show komplett fertig. Die Video-Wand, die wir eingeplant hatten, die hätte wirklich alle geflasht.

SZ: Haben Sie etwas Vergleichbares schon mal erlebt?

Ponesky: Nein. Gut, bei der Fanmeile zur Fußballweltmeisterschaft 2006 hatten wir ein riesiges Wetterproblem. Das hat uns zwei Stunden zurückgeworfen. Und bei "20 Jahre Mauerfall" und der großen Domino-Aktion haben wir neun Stunden im Regen produziert. Doch so etwas wie jetzt habe ich noch nie erlebt.

SZ: Wollten Sie auch Prominente einfliegen lassen?

Ponesky: Nein. Wir wollten kein Show-Waddy-Waddy machen. Es sollte eine große Dankesfeier für die Flughafen-Macher werden. Es gibt ja Leute, die arbeiten an dem Projekt schon seit Jahrzehnten. Diese Menschen sollten der Star sein, nicht André Rieu oder so.

SZ: Eine schöne Idee.

Ponesky: Wissen Sie, wie ich mich gerade fühle? Wie jemand, der ein wirklich wunderbares Lied komponiert hat. Ein Lied, von dem ganz klar ist, dass es ein Hit wird. Und plötzlich darf ich dieses Lied niemandem vorspielen.

SZ: Zumindest wir lauschen Ihnen doch, Herr Ponesky. Sa gen Sie: Für welchen Termin rechnen Sie jetzt mit der Eröffnung?

Ponesky: Weiß nicht. Die Eröffnungsfeier ist für die Planer natürlich gerade nicht das Wichtigste. Aber zum Schluss möchte ich noch etwas Positives sagen: Wegen der Verschiebung haben wir nun mehr Zeit für München.

SZ: Für München?

Ponesky: Ja, wir planen derzeit auch das zentrale Fest zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober. In München. Das fällt sicher nicht aus.

SZ: Glauben Sie wirklich? Jetzt, wo der Seehofer gerade so wüst mit Berlin abrechnet?

Ponesky: Ach was. Das Einheitsfest findet auf jeden Fall statt.

© SZ vom 16.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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