Bademäntel gehen gar nicht, Hausschuhe sowieso nicht, und über bauchfreie Oberteile und Hotpants braucht man gar nicht erst zu reden. Finden jedenfalls die Schüler einer Werkrealschule in Horb in Baden-Württemberg: Sie haben eine Liste erstellt, auf der sämtliche Kleidung festgehalten ist, die sie nicht mehr in der Schule anziehen wollen. Die Liste hängt, schreiben der Schwarzwälder Bote und die dpa, in allen Klassenzimmern.
Ehe man nun in ein Die-Jugend-von-heute-ist-zu-brav-Lamento verfällt, sollte man aber wissen, wie genau es zu dieser durchaus ungewöhnlichen Liste kam. Vor gut einem Jahr ist die Schule in Horb bundesweit in die Medienmühle geraten, vielmehr die dortige Rektorin Bianca Brissaud, 38 Jahre alt; sie hatte damals einen Elternbrief verschickt, in dem sie die allzu aufreizende Kleidung der Schülerschaft kritisierte. Und verfügte, künftig würden leicht Bekleidete mit einem eher weit geschnittenen T-Shirt bedeckt, das bis Schultagende zu tragen sei. Das Ganze ist dann ein bisschen außer Kontrolle geraten, bis hin zu einer im Netz aufgeregt geführten Debatte über Kleidung und Hotpantsverbote und Sexismus und überhaupt. Danach kaufte das Bonner Haus der Geschichte das T-Shirt. Als Lehre daraus rief Brissaud eine Projektwoche "Fashion Week" aus. Die Projektwoche sei gut angekommen, sagt sie nun, die Schüler hätten eine Woche lang über Kleidung diskutiert. Und am Ende ebenjene Liste erarbeitet, die jetzt schon wieder - kann doch auch gar nicht anders sein - bundesweit aufgegriffen wird, selbstredend auch von dieser Zeitung. Interessant ist dabei insbesondere, dass die vermeintlich unziemliche Freizügigkeit gar nicht unbedingt das vordergründige Thema ist, zumindest nicht für die Schüler: Auf der Liste stehen auch Stöckelschuhe. Begründung: zu unbequem.