Erster Schneefall seit 2013:Warnstufe Orange in Paris

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Kein Lift, ein paar Sekunden Fahrt und womöglich 68 Euro Bußgeld: Snowboarder am Hügel vor Sacré-Coeur in Paris. (Foto: Francois Mori/AP)
  • In Paris hat es zum ersten Mal seit 2013 wieder geschneit, der Wetterdienst verhängte die Warnstufe Orange.
  • Das ungewohnte Wetter hat zu Verkehrschaos geführt, 740 Kilometer Stau wurden im Großraum der Stadt gemessen, zahlreiche Fahrer übernachteten in ihren Autos.

Von Leo Klimm, Paris

Am Hang unterhalb der Basilika Sacré-Cœur feiert der "Montmartre ski club" Saisoneröffnung. Die Abfahrt durch den kleinen Park dauert wenige Sekunden, einen Lift gibt es natürlich nicht. Wenn einen der Gendarm erwischt, sind 68 Euro Buße fällig. Aber das ist es den paar Wagemutigen wert, die am Mittwoch ihre Ski und Snowboards herausgeholt haben, um vom höchsten Punkt von Paris - 130 Meter Seehöhe - herunterzubrettern.

Wann schneit es hier schon? Selten. Das letzte Mal war 2013, aber zuletzt befahrbar war der Montmartre-Hügel 2010. Das ist selten genug, dass in der Seine-Metropole Ausnahmezustand herrscht, wenn zwölf (in Zahlen: 12) Zentimeter Schnee niedergehen. So, wie in der Nacht zu Mittwoch. Frankreichs Wetterdienst ruft dann die "vigilance orange neige" aus, "Warnstufe Orange - Schnee". Und der Eiffelturm wird zum Verdruss vieler Touristen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Denn Ausnahmezustand bedeutet Stillstand - zumal das Seine-Hochwasser, das in den vergangenen Tagen schon den Verkehr behinderte, noch gar nicht abgeflossen ist. Ein weißer Wintermantel hat sich über Paris gelegt und beschert der sonst so hektischen Stadt ein unbekanntes Gefühl der Ruhe.

Die Polizei hatte geraten, das Auto stehen zu lassen

Auf den Straßen fahren deutlich weniger Autos als sonst. Die Polizei hat ja dringend dazu aufgefordert, den Wagen stehen zu lassen. In den westlichen Vorstädten, wo es auch solche Steigungen gibt wie die von Montmartre, stehen eingeschneite Autos mitten auf der Straße, weil ihre Lenker dort am Vorabend vor dem Berg kapitulierten. Man investiert nicht in Schneeketten und Scheibenkratzer, wenn es alle fünf Jahre schneit. In manchen Vororten fällt am Mittwoch sogar die Schule aus; die Lehrer haben den Weg nicht geschafft. Manche stecken auf den Schnellstraßen fest, die jetzt Langsamstraßen sind.

Denn auf den Verkehrsachsen rund um die Stadt ist das Bild ein anderes. Dort führt der Stillstand nur dazu, dass das übliche Chaos andere, extremere Formen annimmt, wie Krisenreporter in den Fernseh-Sondersendungen berichten. 740 Kilometer Stau hat der Schnee im Großraum Paris verursacht, neuer Rekord. Ein Grund dafür ist die Sperrung einer wichtigen und steilen Ausfallstraße im Südwesten der Metropole von Dienstagabend an. Prompt ließen auch dort Hunderte ihre Wagen einfach stehen. Andere - es sollen etwa 2000 Menschen gewesen sein - übernachteten lieber im Auto. Ihren Weg zu Fuß fortzusetzen war für sie wohl keine Option. Schließlich fuhren in den Vororten keine öffentlichen Busse mehr. Wenn dann noch die Onlineportale der Verkehrsbetriebe und der Bahn wegen Überlastung zusammenbrechen, ist das Chaos wirklich perfekt.

Dann ist auch Kritik von Fahrgast- und Autofahrerverbänden unvermeidlich. Die Behörden wiegeln ab. Es seien auch nur ein paar Hundert Menschen in den Bahnhöfen und Flughäfen gestrandet. Insgesamt habe der Kriseneinsatzplan funktioniert. So viel Schnee, sagt die Verkehrsministerin, sei eben "ein Ausnahmephänomen".

Oder auch nicht. Die weiteren Aussichten für Paris: wechselnd bewölkt, am Freitag Schneeschauer.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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