Elefant aus der "Sendung mit der Maus":Immer verschnupft, aber stets gelassen

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Seit 2007 hat der kleine Elefant aus der "Sendung mit der Maus" nicht nur seinen eigenen Begleiter, sondern auch seine eigene Show. Die "Sendung mit dem Elefanten". (Foto: WDR/Trickstudio Lutterbeck)

Gelassen wie ein Zen-Buddhist verrichtet er seit genau 40 Jahren seinen Dienst. Die "Sendung mit der Maus" wäre ohne ihn undenkbar. Gedanken über den blauen Elefanten.

Von Manuel Stark

Der kleine Elefant aus der "Sendung mit der Maus" feiert Geburtstag. Seit 40 Jahren führt er gemeinsam mit der Maus durch die Lach- und Sachgeschichten. Anlässlich seines Ehrentages haben wir uns das Leben des blauen Dickhäuters etwas genauer angesehen. Sieben Dinge, die Sie womöglich noch nicht über den Elefanten wussten.

Ungeliebtes Geschöpf

Elefantengeburten gehören zu den schwierigsten Geburten im gesamten Tierreich. Auch der kleine blaue Elefant, der seit 1975 in der "Sendung mit der Maus" zu sehen ist, hatte es nicht leicht. Sein Schöpfer, der Zeichner Friedrich Streich, war von der Idee eines Elefanten an der Seite der Maus alles andere als begeistert. Drei Wochen Arbeit, so beschwerte sich Streich damals, steckten in einer Filmminute mit der Maus. Der Elefant bedeutet für ihn zu Anfang vor allem: doppelt so viel Arbeit. Wie ein Vater, der langsam in seine Rolle wächst, hat aber auch der Zeichner das kleine Geschöpf immer mehr in sein Herz geschlossen. In einem Interview mit der Welt sprach er zuletzt darüber.

Evolutionär im Vorteil

Zwischen einem Säugetier von der Größe einer Maus und einem Elefanten liegen evolutionsbiologisch mindestens 24 Millionen Generationen, wie der australische Forscher Evans Alistair schreibt. Ganz so lange hat es bei der Sendung mit der Maus nicht gedauert, bis der orangefarbene Nager auf seinen trötenden Gefährten traf. Nur vier Jahre musste die Maus auf den blauen Elefanten warten. 1971 wurde die Sendung das erste Mal ausgestrahlt, am 23. Februar 1975, also vor genau 40 Jahren, feierte der Elefant seinen ersten Auftritt.

Gelassen wie ein Zen-Buddhist

Der Zeichner sieht in seiner Figur einen friedliebenden, ruhigen Charakter. Der Elefant kommt intuitiv zur richtigen Lösung, auch wenn er dafür etwas länger braucht. Der Elefant, so Streich, bleibt ruhig und wartet auf die Lösung, anstatt sie aktiv zu suchen. Von seiner Wesenshaltung her sei er damit eindeutig im Zen-Buddhismus zu verorten.

Damit unterscheidet er sich deutlich von einem anderen berühmten Dickhäuter der deutschen Kinderserien. Benjamin Blümchen mag auf den ersten Blick ebenfalls friedlich wirken, doch nach einer Untersuchung des Politikwissenschaftlers Gerd Stohmeier ist er in Wahrheit ein echter Rebell. Um genauer zu sein: "antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ".

Großer Irrgarten bei Utting am Ammersee (Oberbayern) mit passendem Motiv. Der Elefant wird 40. (Foto: dpa)

Stumm wie Chaplin

Die Inspiration für den kleinen blauen Elefanten holte sich Streich unter anderem bei Charlie Chaplin. Das wird deutlich, wenn man bei den Fernseh-Auftritten von Chaplin und dem Elefanten genau hinhört und die Sprache vergleicht. Das Ergebnis: Beide nutzen sie nicht. Allein durch Pantomime schaffen es beide Berühmtheiten, ihre Geschichten zu erzählen. Um die Bewegungen nicht nur pantomimisch, sondern auch möglichst naturgetreu wirken zu lassen, beobachtete Streich stundenlang echte Elefanten im Zoo.

Und wie nun bekommt der Elefant dieses leicht verschnupfte Tröten hin, das Generationen von Fernsehzuschauern seit 40 Jahren begeistert? Der Trick ist erstaunlich einfach. Ein ausgebildeter Geräuschemacher des WDR setzt sich im Studio vor ein Mikrofon und trötet mit zugehaltener Nase immer dann, wenn der Elefant seinen Rüssel streckt.

Freundschaft nur im Fernsehen

Elefanten haben Angst vor Mäusen, so eine hartnäckige Legende. Im Fernsehen kommen die Maus und der Elefant allerdings wunderbar miteinander aus. Sie vermitteln sogar den Eindruck unzertrennlicher Freundschaft, trösten sich gegenseitig und helfen dem anderen, sobald etwas nicht klappen will. Als der 1987 verstorbene WDR-Tierexperte Bernhard Grzimek allerdings Elefanten und Mäuse im echten Leben miteinander konfrontierte, nahm die Begegnung kein so gutes Ende. Die neugierigen Elefanten beschnupperten die kleinen Nager zuerst mit weit geöffneten Rüsseln, um sie dann kurzerhand zu zertrampeln.

Jetzt mit eigener Sendung

Batman hatte seinen treuen Begleiter Robin, Don Quijote hatte Sancho Panza und Robinson Crusoe seinen Freund Freitag. Sie alle waren Sidekicks, die als Nebenrolle berühmt wurden, im Angesicht der eigentlichen Hauptfigur aber immer etwas verblassten. Aus dem Schatten der ursprünglichen Berühmtheiten kamen sie nie hervor. Anders der blaue Elefant. Seit 2007 hat er seine eigene Sendung. Während er in der "Sendung mit der Maus" weiterhin nur die Nebenrolle spielt, hat er in der "Sendung mit dem Elefanten" nun selbst einen Begleiter: einen aufgedrehten rosa Hasen.

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