Brand in Asylbewerber-Unterkunft in Hamburg:Beobachtung von Fußgängerin könnte Ermittlern helfen

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In einem Haus in Hamburg-Altona, in dem Asylbewerber leben, bricht ein Feuer aus. Eine Mutter und ihre zwei Kinder sterben. Die Polizei vermutet, dass das Feuer absichtlich gelegt worden sein könnte. Die Ermittler setzen auf die Beobachtungen einer Passantin.

Die Hintergründe sind weiter unklar. Nach der vermuteten Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Altona mit drei Toten versuchen die Ermittler mit Hochdruck, den Fall aufzuklären. Bisher gebe es keinerlei Hinweise auf ein fremdenfeindliches Motiv, hieß es am Freitag bei der Polizei.

In den Flammen waren am Mittwochabend eine 33-jährige Mutter aus Pakistan und ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Söhne ums Leben gekommen. Der Tod der Flüchtlingsfamilie sorgte in Hamburg für Erschütterung und Anteilnahme. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) verlangte volle Aufklärung über die Brandursache.

Zwei Tage nach dem Brand erklärte die Polizei, es seien mehrere Hinweise eingegangen. "Darunter ist auch ein Hinweis einer Passantin, von dem wir uns mehr versprechen", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Sie habe gute Beobachtungen gemacht. Die Soko arbeite das ganze Wochenende durch, sagte er. Unter anderem werden alle inzwischen in der Stadt verteilt untergebrachten Bewohner des Hauses aufgesucht und befragt.

Unbekannte Täter sollen einen Kinderwagen angezündet haben

Nach ersten Erkenntnissen gehen Ermittler davon aus, dass bislang unbekannte Täter einen Kinderwagen im Treppenhaus angezündet haben und damit das Feuer in dem fünfstöckigen Wohnhaus auslösten. Aber auch die Elektrik des Hauses wurde überprüft - die Brandexperten des Landeskriminalamts wollten einen technischen Defekt als Ursache des Feuers noch nicht restlos ausschließen.

Eine Sonderkommission mit zehn Beamten arbeitet an dem Fall. Auch der Staatsschutz ist dort vertreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Brandstiftung mit Todesfolge gegen unbekannt.

Die Familie aus Pakistan lebte seit 2002 in Hamburg, sagte eine Sprecherin des zuständigen Landesbetriebs "Fördern & Wohnen". Die Eltern und die beiden Kinder hätten eine Duldung gehabt. Der Vater war während des Brandes nicht zu Hause, er war erst während der Löscharbeiten zurückgekehrt. Er wird psychologisch betreut.

Die Stadt Hamburg nutzt das fünfstöckige Mehrfamilienhaus in Altona mit elf Wohnungen als Unterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und Obdachlose. Die 43 Bewohner konnten nach Darstellung der Sprecherin alle in anderen Flüchtlingsunterkünften untergebracht werden. "Wir haben sehr schnell Plätze gefunden." Manche seien auch bei Verwandten und Freunden untergekommen.

Am Samstag ist ein Trauermarsch geplant

Am Freitag liefen erste Aufräumarbeiten am Brandort. Das etwa 90 Jahre alte Haus sei "in gutem bis akzeptablem Zustand" gewesen, der Brandschutz habe alle Auflagen erfüllt, sagte der Geschäftsführer von "Fördern & Wohnen", Rembert Vaerst. "Fördern & Wohnen" hatte das Jugendstil-Gebäude seit vier Jahren von einem Privateigentümer für die öffentliche Unterbringung von Flüchtlingen und Wohnungslosen angemietet, von 1987 bis 2010 wurde es vom Bezirk Altona als Asylheim genutzt.

Bürgermeister Scholz zeigte sich bestürzt. "Dass bei dem Brand in Altona eine Mutter und zwei Kinder ihr Leben verloren haben, schmerzt alle", erklärte er am Freitag. Scholz sagte, ihm sei wichtig, dass die Stadt und ihre Behörden nun insbesondere dem Mann, der seine Frau und zwei Söhne verloren hat, hilfreich zur Seite stehen. Gleichzeitig verlangte er Aufklärung über die Brandursache in dem Flüchtlingsunterkunft. "Ich vertraue den Experten von Staatsanwaltschaft, Feuerwehr und Polizei, die sich jetzt um Klarheit bemühen."

Die FDP, die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft und die Türkische Gemeinde in Hamburg riefen zur Teilnahme an einem Trauermarsch an diesem Samstag auf. Bereits am Donnerstagabend hatten sich nach Polizeiangaben rund 150 Anwohner schweigend versammelt und Kerzen aufgestellt.

© Süeddeutsche.de/dpa/olkl/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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