Betrüger zu Haftstrafe verurteilt:Falscher Scheich narrte reiche Schweizer

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Er sei ein unehelicher Sohn Saddam Husseins, Spross eines saudischen Scheichs und milliardenschwer: Als angeblich investitionswilliger Araber ergaunerte ein Mann in der Schweiz sechsstellige Beträge und führte ein fürstliches Leben. Bis seine Privatsekretärin Anzeige erstattete.

Er sei Mohamed Al Faisal, Abkömmling eines saudi-arabischen Scheichs, unehelicher Sohn des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein, und besitze 700 Milliarden US-Dollar (525 Milliarden Euro). Die Lebensgeschichte eines 46-Jährigen klang nicht nur wie ein Märchen, sie war es auch: Der angebliche Scheich prellte hochangesehene Schweizer Persönlichkeiten um hohe Summen - jetzt muss der Hochstapler aus Baden-Württemberg dafür ins Gefängnis. Das Landgericht Rottweil verurteilte den 46-Jährigen wegen Betruges in fünf Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten.

Gefängniszelle statt Luxussuite: Weil er reiche Schweizer um Hunderttausende Franken prellte, muss ein angeblicher Scheich aus Baden-Württemberg  nun ins Gefängnis. (Foto: dpa)

Der Hochstapler hatte vorgegeben, in große Bauprojekte investieren zu wollen. Als "arabische Gepflogenheit" ließ er sich Geldgeschenke überweisen. Auf diese Weise prellte der falsche Scheich angesehene Unternehmer um fünf- bis sechsstellige Beträge. Von dem ergaunerten Geld residierte der einschlägig Vorbestrafte in Luxushotels, lebte die Rolle des milliardenschweren Investors mit königlichen Wurzeln nahezu in Perfektion.

Mit gefälschten Dokumenten, guten Ortskenntnissen in Dubai und fundierten Informationen über das saudische Königshaus habe er sehr überzeugend auf die Opfer gewirkt, sagte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung.

Das Gericht blieb hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft von viereinhalb Jahren zurück. Strafmildernd habe das umfassende Geständnis und das Gutachten eines Psychiaters gewirkt, wonach der Angeklagte aufgrund einer kombinierten Persönlichkeitsstörung möglicherweise vermindert steuerungsfähig sei, sagte der Richter.

Der Schwindel flog auf, als die Privatsekretärin des Hochstaplers, der er ein fürstliches Gehalt von monatlich fast 77.000 Schweizer Franken (etwa 64.000 Euro) Lohn versprochen hatte, Strafanzeige gegen ihren Chef stellte. Der Fall hatte besonders in der Schweiz großes Aufsehen erregt, da Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport dem angeblichen Scheich auf den Leim gegangen waren. So hatte er angeblich 300 Millionen Franken in den Schweizer Fußballclub und Rekordmeister Grasshopper Zürich investieren wollen.

Der Verteidiger des 46-Jährigen hatte eine Strafe deutlich unter vier Jahren gefordert. Er verwies darauf, dass die Opfer allzu leichtgläubig gewesen seien. So sei niemand misstrauisch geworden, obwohl der angebliche Scheich-Abkömmling kaum Tischmanieren gehabt und Telefongespräche in seine Heimat auf Deutsch geführt habe. "In meinen Augen war die Papiergläubigkeit der Opfer augenfällig", sagte der Verteidiger. Einen vergleichbaren Fall habe er in seiner Anwaltskarriere noch nicht erlebt. "Diese fantastische Geschichte bietet wirklich Stoff für ein literarisches Werk."

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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