Berlin:Tödliche Raserei

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Die Berliner Tauentzienstraße am Tag nach dem Crash. Bei dem Rennen ist ein Mensch ums Leben gekommen. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Bei einem illegalen Autorennen in Berlin stirbt ein 69-Jähriger, weil er mit seinem Wagen zur falschen Zeit am falschen Ort war. Derartige Vorfälle gibt es offenbar häufiger.

Von Jens Schneider, Berlin

Es klingt harmlos, als wäre es ein Spaß unter jungen Burschen. Von einem illegalen Autorennen in Berlins Zentrum ist danach am Montagmorgen die Rede. In der Hauptstadt passiert so etwas offenbar häufiger, wie auch in anderen Städten. Meist in der Nacht, wenn die Beteiligten meinen, die Straßen seien leer.

In der Nacht zum Montag rasten nun zwei Autos auf der Tauentzienstraße durch die Stadt, in der Nähe des Kaufhauses KaDeWe. Ein Unbeteiligter starb, er war ihnen mit seinem Wagen in die Quere gekommen. Das Auto des 69-Jährigen wurde von einem der Raser erfasst.

Die Wucht des Aufpralls war auch Stunden später noch zu sehen: Ein umgestürzter Ampelmast, eine zerstörte Autobatterie und ein abgerissener Schuh liegen am Montagmorgen zwischen Autotrümmern auf dem Asphalt. Der 69-Jährige hatte mit seinem Geländewagen gerade Grün und wollte die Kreuzung queren, auf der die beiden Raser sich ihr Rennen lieferten.

Nach Angaben der Berliner Polizei beobachteten Zeugen, wie gegen 0.50 Uhr die Fahrer von zwei Sportwagen zunächst mehrere rote Ampeln ignorierten. Sie rasten offenbar mit einem Mercedes und einem Audi nebeneinander die breite Straße entlang. Es heißt, die beiden seien mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde auf der Straße inmitten der Stadt unterwegs gewesen.

An einer Kreuzung kam es dann zur Kollision mit dem Jeep des 69-Jährigen. Der unbeteiligte Fahrer des Jeeps erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen. Der zweite Fahrer konnte zwar ausweichen, doch sein Wagen geriet bald ins Schleudern und schlug gegen eine Begrenzung. Das Auto wurde den Berichten zufolge durch die Luft geschleudert und landete schließlich auf einem Fußgängerweg zwischen den Fahrbahnen. So erlitten der 26 Jahre alte Audi-Fahrer, der 24-jährige Fahrer des Mercedes und dessen 22 Jahre alte Beifahrerin schwerste Verletzungen. Beide Fahrer seien wegen anderer Straftaten "polizeibekannt", sagte ein Sprecher. Am Berliner Kurfürstendamm und am "Tauentzien" gibt es immer wieder solche verbotene Autorennen. Es heißt, sie würden meist am späten Abend oder nachts von Mitgliedern der Tuning-Szene veranstaltet. Auch tagsüber rasen dort Fahrer mit Sportwagen demonstrativ auf und ab. Derartige Autorennen sind seit einiger Zeit auch in anderen Städten und ländlichen Gebieten Deutschlands ein Problem. Mehrere Menschen starben im vergangenen Jahr bei ähnlich schweren Unfällen. In Leverkusen und Köln wurden Radfahrer und ein Taxi-Fahrgast getötet, in Ludwigshafen starb eine Beifahrerin. Fast immer geht es darum, zu imponieren - egal, zu welchem Preis.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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