Berlin:Ordnungshüter unter Verdacht

Der Polizist, gegen den ermittelt wird, soll einen Poker-Klub namens "Magic Card" geleitet haben. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Es geht um einen Poker-Klub und angebliche Schmiergeldzahlungen an einen Beamten: Berlins Polizei hat einen neuen Skandal.

Von Verena Mayer, Berlin

Ein Polizist, der in einem Keller einen Poker-Klub betreibt. Der Drogen versteckt hält. Der mit Leuten aus dem organisierten Drogenhandel über geplante Razzien spricht und dafür Geld entgegennimmt. Solche Figuren kennt man aus amerikanischen Mafia-Serien. Oder aber aus Berlin. Dort gab es Freitagmorgen einen Großeinsatz der Polizei gegen einen Kollegen: Der 39-Jährige soll sich auf ebendiese Weise am Drogenhandel beteiligt und Dienstgeheimnisse in mindestens acht Fällen verraten haben, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit.

Er wurde verhaftet, zusammen mit vier Männern, die Gaststätten im Berliner Bezirk Wedding betreiben. Die Berliner Polizei ist damit einmal mehr mit einem Skandal in den Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr hatten Berliner Polizisten erst beim G-20-Gipfel in einer Kaserne Partys gefeiert, danach kamen die Zustände an der Polizeiakademie ans Licht: Ausbilder beschwerten sich über kriminelle Bewerber, von Verbindungen zu mafiösen Clans war die Rede, was die Polizeiführung stets bestritt. Ende Februar musste schließlich Polizeichef Klaus Kandt seinen Posten räumen, der unter anderem wegen womöglich gesundheitsgefährdender Zustände an Polizeischießständen in die Kritik geraten war.

Sein Nachfolger Michael Krömer muss nun dafür sorgen, dass die schlecht ausgestattete und unter Nachwuchsmangel leidende Berliner Polizei auf Hauptstadtniveau kommt, dazu gilt es, das Versagen der vergangenen Jahre aufzuklären. So sollen vor dem Anschlag auf den Breitscheidplatz Polizisten Hinweise auf den Attentäter verschlampt haben. Am Freitag sagte Krömer zum Aktuellen, die Polizei werde die Ermittlungen "vollumfänglich unterstützen sowie alle weiteren erforderlichen Schritte prüfen und einleiten".

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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