Baden Württemberg:Müllwagen außer Kontrolle

Lesezeit: 1 min

(Foto: Andreas Rosar/dpa)

Ein 26-Tonner kippt auf ein vollbesetztes Auto: Bei einem tragischen Unfall in Nagold sterben fünf Menschen. Die Polizei ermittelt, wie es zu dem tödlichen Unglück kommen konnte.

Plötzlich war der Müllwagen nicht mehr zu stoppen. Möglicherweise ein technischer Defekt, so hieß es später, als der Unfallhergang rekonstruiert wurde. Mit schwerem Holz beladen raste der 26-Tonner durch das Industriegebiet nahe der 22 000-Einwohner-Stadt Nagold in Baden-Württemberg. Viel zu schnell bog er von der Graf-Zeppelin-Straße auf die viel befahrene Landesstraße 361 ab. Ein schrecklicher Zufall, dass dort genau um 12.40 Uhr eine Familie mit zwei Kindern und einer Jugendlichen unterwegs war.

Die Menschen im Auto hatten keine Chance, teilte die Polizei später mit, der Laster des Fuhrbetriebs aus Bad Liebenzell kippte auf ihr Auto und zerquetschte es sofort.

Der Polizei bot sich am Unfallort im Nieselregen ein "Bild des Grauens", wie ein Sprecher mitteilte. Der Laster hatte den Wagen der Familie mit großer Wucht in den Straßengraben gepresst. Fahrgastraum, Kofferraum, Motorraum, alles hatte unter seiner Last sofort nachgegeben. Im Gras neben dem Unglücksfahrzeug fanden Helfer eine fast intakte Babyschale, noch immer fest mit dem Gurt verbunden. Alles andere: zerstört.

Die Rettungskräfte brauchten nach eigenen Angaben mehr als eineinhalb Stunden, um das schwere, fast unversehrte Gefährt mit einem mobilen Kran wieder aufzurichten. Das Wrack wurde für die Ermittlungen sichergestellt.

Die Familie stamme aus Singen im Kreis Konstanz. Eines der toten Kinder sei ein wenige Wochen altes Baby, das andere ein zwei Jahre altes Mädchen, teilte die Polizei mit. Die 25 Jahre alte Fahrerin sei mit ihrem 22 Jahre alten Lebensgefährten und ihrer 17-Jährigen Schwester im Wagen gesessen. Der 54 Jahre alte Fahrer des Müllwagens und sein 26-jähriger Beifahrer überstanden den Unfall leicht verletzt. Unter schwerem Schock stehend wurden die beiden in ein Krankenhaus gebracht. Die beiden hatten an 15 Orten in der Umgebung im Auftrag der lokalen Abfallwirtschaftgesellschaft hölzernen Sperrmüll eingesammelt. Nach drei weiteren Stationen hätten sie Feierabend gehabt. Ob es wirklich ein technischer Defekt war, der den Müllwagen so an Geschwindigkeit gewinnen ließ, darüber konnte zunächst niemand Auskunft geben. Der Fahrer habe von Problemen mit der Bremse gesprochen, aber die Unglücksursache müsse noch geklärt werden, sagte der Polizeisprecher am Abend.

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann sagte der dpa, alle Gedanken nach dem tragischen Ereignis gelten der Familie der Opfer. "Wir sind geschockt. Es ist eine Katastrophe." Auch um die Helfer müsse man sich jetzt kümmern.

© SZ vom 12.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: