Etwa 150 Asylbewerber sollen die Abschiebung eines 23-jährigen Mannes aus der Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Ellwangen mit Gewalt verhindert haben. Die Polizei musste die Aktion nach eigenen Angaben abbrechen, weil die Situation zu gefährlich wurde.
Der Polizei zufolge hatten die Beamten den 23-Jährigen in der Nacht zu Montag aus der Flüchtlingsunterkunft geholt und zu einem Streifenwagen gebracht, als sich zunächst ungefähr 50 Bewohner mit dem Mann solidarisierten und "durch aggressives und drohendes Verhalten" seine Freilassung forderten. Im Laufe der Aktion wuchs die Zahl der Protestler auf etwa 150. Sie umringten laut Darstellung von Zeugen die Streifenwagen, schlugen auf die Autos und bedrängten die Polizisten. Man habe daraufhin den Mann wieder freigelassen, um eine "massive Eskalation der Situation zu vermeiden", heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen Gefangenenbefreiung und Verdacht des Landfriedensbruches.
Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Aalen, Bernhard Weber, lobte das Vorgehen der Beamten: "In einer so aggressiven und gewaltbereiten Ausnahmesituation den kühlen Kopf bewahrt zu haben, da kann ich meinen Kollegen nur großen Respekt zollen." Auf die grundsätzliche Abschiebung des Mannes habe der Vorfall keinen Einfluss, sagte Weber: "Das Recht wird durchgesetzt werden, dafür stehen wir". In der Unterkunft in Ellwangen leben derzeit etwa 500 Menschen.
Politiker von Grünen, AfD und FDP fordern die Bestrafung der beteiligten Asylbewerber. "Angriffe auf Polizeibeamte sind nicht hinzunehmen", sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Uli Sckerl. Der Fraktionsvorsitzende der AfD, Bernd Gögel, sprach von einem "Versagen des Staates gegenüber den vermeintlichen Schutzsuchenden". Aus Sicht der FDP-Fraktion sind die Zustände alarmierend, wie der Vorsitzende Hans-Ulrich Rülke mitteilte.